Büffelmozzarella: ein Premiumprodukt mit verstecktem Leid

Jüngste Recherche von VIER PFOTEN zeigt immer noch unzumutbare Bedingungen auf italienischen Büffelfarmen

23.10.2019

Büffelmozzarella ist ein weltweit beliebtes „Premiumprodukt“. Mozzarella-Verbraucher sind sich jedoch häufig der Umstände nicht bewusst, unter denen der Käse hergestellt wird.

VIER PFOTEN zeigt die Haltungsbedingungen von Kälbern und erwachsenen Büffeln in der Hauptregion der Produktion von Büffelmozzarella in Italien auf. Bereits 2014 machte VIER PFOTEN auf das Schicksal männlicher Kälber in der Mozzarella-Produktion sowie auf die Haltungsbedingungen und die Handhabung der weiblichen erwachsenen Tiere aufmerksam.

Eine in diesem Jahr durchgeführte Folgerecherche ergab, dass die Haltung von Büffeln noch lange nicht „Premium“ ist. Die Untersuchungen brachten wieder einmal schockierendes und beunruhigendes Material zutage, das misshandelte Kälber und erwachsene Büffel zeigt, die in verschmutzten Ställen stehen und oft überwachsene Klauen aufweisen, was zu eingeschränkten und schmerzhaften Bewegungsabläufen führt.

Das Problem

Durch die stetig steigende Nachfrage nach Büffelmozzarella, ist die Büffelhaltung in den letzten Jahrzehnten immer intensiver geworden. Die Büffel sind in Stallstrukturen untergebracht, die nicht nach dem Wohl der Tiere ausgerichtet sind, und wo die Wasserbüffel ihre natürlichen Bedürfnisse nicht ausleben können. Außerdem gibt es oft kein Tageslicht, die Ställe sind verschmutzt, und statt auf trockenen und sauberen Liegeflächen mit genügend Einstreu stehen die Tiere oft knöcheltief in ihren Exkrementen. Wenn es Zugang zu einer Weide gibt, dann ist diese meist überwuchert, ohne Zugang zu frischem Wasser oder Schutz vor starker Sonnenstrahlung. Darüber hinaus fehlt die Möglichkeit, in Wasser oder Schlamm zu baden, was aber für eine gesunde Regulierung der Körpertemperatur von Wasserbüffeln essentiell ist. Viele Tiere sind aufgrund falscher und unzureichender Ernährung oder mangelnder Gesundheit unterernährt.

Ungeeignete Ställe, schlechtes Tiermanagement, zu frühe Entwöhnung der Jungtiere von der Mutter und soziale Isolation der Kälber führen zu Verhaltensstörungen und manchmal zu Krankheiten bei den Büffeln.

Was fordert VIER PFOTEN?

VIER PFOTEN fordert von allen Akteuren der Büffelmozzarella-Industrie – nämlich dem Consorzio Tutela Mozzarella di Bufala Campana, den Bauernverbänden wie Coldiretti und Cia – Agricoltori Italiani sowie dem Gesundheitsministerium (Ministero della Salute) –Verantwortung für das Wohlergehen der Büffel zu übernehmen.

Auch Supermärkte und der Einzelhandel, die Büffelmozzarella verkaufen, werden aufgerufen, mehr Tierwohl in ihren Lieferketten zu gewährleisten. Aufgrund ihrer Marktmacht spielen Supermärkte und Handel eine entscheidende Rolle und können die Einhaltung verbindlicher Tierschutzkriterien sowie regelmäßige und unabhängige Kontrollen auf den tierhaltenden Betrieben verlangen sowie selber eigenständig Überkontrollen durchführen.

Was ist seit der VIER PFOTEN Büffelmozzarella-Kampagne 2014 passiert?

Im Sommer 2014 veröffentlichte VIER PFOTEN Bildmaterial aus der itanlienischen Region Kampanien und deckte auf, dass Büffelmozzarella – oft als Premiumprodukt gesehen – nicht unter „Premium“-Bedingungen produziert wird. Die Situation der männlichen Kälber war das größte Tierschutzproblem. Es zeigte einen Tag alte Kälber, die zum Sterben liegengelassen wurden. Im gleichen Jahr erstellte VIER PFOTEN einen Kriterienkatalog, der die EU- Richtlinien für die Büffelhaltung widerspiegelte und darüber hinausging, und forderte Supermarktketten europaweit auf, sich bei der Beschaffung von Mozzarella an diese Kriterien zu halten. Zu diesen Kriterien gehörten das Ende des illegalen Tötens von männlichen Kälbern, regelmäßige Kontrollen, angemessene Pflege und tierärztliche Behandlungen der Tiere, Zugang zu Schlammbädern im Freien oder Sprühanlagen im Innenbereich sowie der durchgehende Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Nach der Kampagne konnten viele bedeutende Fortschritte bei den Supermärkten erzielt werden, die den Kriterienkatalog von VIER PFOTEN für die Haltung von Büffeln übernahmen, und auch einige italienische Produzenten verbesserten freiwillig die Haltungsbedingungen der Büffel. Dennoch ist es noch ein langer Weg, bis es sichergestellt werden kann, dass das Premiumprodukt Büffelmozzarella auch unter Premiumbedingungen hergestellt wird.

Wasserbüffel und ihre Bedürfnisse

Wasserbüffel gehören zur biologischen Familie der Boviden – ebenso wie Milchkühe. Dennoch haben Wasserbüffel andere Bedürfnisse und Verhaltensweisen als Rinder.

Weil die Herkunft der Mittelmeerbüffel in heißen Gebieten liegt, haben sich die Tiere an dieses Klima morphologisch angepasst. Sie haben eine mit Melanin pigmentierte Haut (ein Schutz gegen UV-Strahlung) und weniger dichtes Haar, was eine bessere Wärmeabgabe ermöglicht. In heiß-trockenen Klimazonen ist die Wärmeabgabe durch Verdunstung bei Büffeln insofern eingeschränkt, als sie nur über wenige Schweißdrüsen verfügen. Zudem ist unter gleichen Klimabedingungen die Verdunstung durch die Atmung bei Büffeln weniger effektiv als bei Rindern. In heißen und feuchten Klimazonen ist die Verdunstung zur Wärmeabgabe nicht besonders effektiv, da sich die Lufttemperatur nur geringfügig ändert. Um die Wärmeabgabe zu erleichtern müssen Büffel daher die Möglichkeit haben, zwecks Wärmeregulierung in Wasser zu baden oder sich im Schlamm zu suhlen und gleichzeitig das Blutvolumen und den Blutfluss zur Haut zu erhöhen. Aus diesem Grund sind Wasser, Schlammbäder oder andere Kühlmöglichkeiten sehr wichtig für das Wohlbefinden der Büffel, die für die Mozzarella-Produktion gehalten werden.

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