Ferkelkastration
Wie junge Schweine kastriert werden – und welche Alternativen es gibt
In der Schweinehaltung werden Ferkel schon sehr früh kastriert – in den meisten Ländern in der EU geschieht dies ohne Betäubung und auch in Deutschland wurde dieser chirurgische Eingriff bis Ende 2020 ohne Betäubung praktiziert. Seit dem 1. Januar 2021 müssen Ferkel in Deutschland zwar vor der Kastration betäubt werden, jedoch werden weiterhin Ferkel aus anderen EU-Ländern zur Mast nach Deutschland importiert, die nicht nach dem hier geltenden Standard betäubt wurden. In Deutschland wird in der Regel Isofluran als Betäubungsmittel verwendet, ein Narkosegas. Die Ferkel werden im Alter von wenigen Tagen in einen Apparat gespannt – Meist geschieht dies in Rückenlage, was die Ferkel jedoch stresst. Den Ferkeln werden die Hinterbeine eingespannt und sie kommen mit ihrer Nase in eine Maske, in der das Narkosegas ausströmt. Es dauert ungefähr eine Minute, bis die Ferkel betäubt sind.
Ob die Betäubung richtig dosiert und auch wirksam ist, wird in der Regel nicht tiermedizinische überprüft. Denn sowohl die Narkose als auch der chirurgische Eingriff dürfen bei Ferkeln durch die Tierhalterinnen und Tierhalter selbst vorgenommen werden, wenn sie einen Sachkundenachweis erbracht haben. Da der Sachkundenachweis jedoch nicht ausreichende Kenntnisse beispielsweise über anatomische und physiologische Beschaffenheiten beim Schwein gibt, ist die Gefahr von Tierleid hoch. Kommt es beispielsweise zu einer Überdosierung, können die Ferkel daran sterben. Wird zu wenig narkotisiert, erleben die Ferkel die Kastration bei Bewusstsein. Nicht umsonst dürfen Heimtiere nur von Tiermedizierinnen und Tiermedizienern kastriert werden und das ist gut so. Bei sogenannten Nutztieren lässt der Gesetzgeber aus rein ökonomischen Gründen zu, dass die Tierhalterinnen und Tierhalter ihre Tiere selbst kastrieren.
In den meisten EU-Ländern werden Ferkel ohne Betäubung kastriert. Bis Ende 2020 wurde dies auch in Deutschland so praktiziert. Importierte Ferkel müssen nicht betäubt worden sein.
Tierquälerei für billiges Fleisch
Der Grund, warum Schweine von tiermedizinischen Laien betäubt und kastriert werden dürfen und nicht, wie Hunde und Katzen, ausschließlich von Tierärztinnen und Tierärzten, besteht allein in den dadurch entstehenden Kosten. Die eingesparten Tierarztkosten machen die Produktion von billigem Schweinefleisch noch effizienter – auf Kosten der Tiere. Ob wirklich alle Ferkel in Deutschland eine fachgerechte Narkose erhalten und inwiefern die Verabreichung der Betäubung kontrolliert und Verstöße sanktioniert werden, ist nicht bekannt. Begründet wird die Kastration damit, dass unangenehmer Ebergeruch im Fleisch verhindert werden soll. Ebergeruch tritt jedoch selten und nur beim Erhitzen des Fleisches auf. Geruchsbelastetes Fleisch kann bereits am Schlachthof aussortiert und kalt verarbeitet werden, zum Beispiel als Wurst.
Es gibt Alternativen zur chirurgischen Kastration
Es gibt tierfreundlichere Alternativen zur Kastration, zum Beispiel die Ebermast oder die Impfung gegen Ebergeruch, bei der keine chirurgische Kastration durchgeführt wird.
VIER PFOTEN FORDERT
- Erlaubnis und Definition ausschließlich tierschutzgerechter Alternativen wie zum Beispiel Ebermast oder Impfung gegen Ebergeruch oder Kastration unter Betäubung mittels Vollnarkose durch den Tierarzt.