Hoffnung inmitten von Träumern
VIER PFOTEN hilft Tieren nach den Erdbeben in der Türkei und Syrien
Schutt und Asche bis zum Horizont. „Ich habe in meinem Leben bereits in etlichen Krisengebieten geholfen, aber eine solche Verwüstung habe ich noch nie gesehen. Sie hat mich sprachlos gemacht“, sagt Dr. Amir Khalil von VIER PFOTEN. Seit fast dreißig Jahren hilft der Tierarzt in Katastrophen- und Konfliktgebieten auf der ganzen Welt. Am 27. Februar traf er mit einem kleinen Einsatzteam in der türkischen Provinz Kahramanmaras ein. Das Gebiet im Südosten der Türkei wurde von den Erdbeben Anfang Februar verheerend getroffen. Innerhalb weniger Minuten verwandelten sich hier ganze Städte in riesige Geröllhaufen. Zehntausende Menschen verloren ihr Leben oder wurden verletzt. Auch ungezählte Hunde und Katzen wurden unter den Trümmern begraben. Doch auch unter ihnen gab es Überlebende und Verletzte: Für sie war das Krisenhilfeteam von VIER PFOTEN zwei Wochen lang rund um die Uhr im Einsatz.
Von Ort zu Ort
Mit einem Kleinbus machte sich das Team auf die Reise
durch die vom Erdbeben betroffenen Gebiete. Sein erster Halt war die Kleinstadt Elbistan. Im dortigen Tierheim wurde Hilfe dringend benötigt: Ein kleiner Welpe, der unter einer umgestürzten Mauer begraben worden war, hatte sich am Bein verletzt und humpelte; einem anderen Hund hatten herabfallende Trümmer den Kiefer gebrochen; einem weiteren war die Vorderpfote unter Steinen zerquetscht worden. Noch während der Behandlungsraum für die tierischen Patienten vorbereitet wurde, fuhr ein Auto vor dem Tierheim einen Hund an.
Auch er landete auf dem Behandlungstisch der Nothelfer. „So ging es bei diesem Einsatz immer weiter. Die Flut der Opfer ließ einfach nicht nach“, erinnert sich Tierarzt Dr. Khalil.
Ein herzliches Danke
Gerade in den ländlichen Gebieten kam die Hilfe der türkischen Regierung nicht oder nur langsam an. Das Futter, das VIER PFOTEN verteilte, sicherte nicht nur das Überleben der landwirtschaftlich genutzten Tiere. Auf dem Land sind die Menschen auf ihre Tiere angewiesen, um den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten. „Eine Familie lud uns aus Dankbarkeit zu einem einfachen Mittagessen ein. Sie wohnten zu fünft in einem Zelt. Neben der Wiese lag ihr Haus und alles, was sie besaßen, in Trümmern. Das hat mich sehr berührt“, erzählt Tierarzt Dr. Khalil.
Sieben Stunden in Syrien
Während die internationale Hilfe nach dem Beben in der Türkei relativ schnell anrollte, waren Menschen und Tiere in Syrien lange sich selbst überlassen. Ein Grund mehr für VIER PFOTEN, hier unbedingt zu helfen. Doch die Einreise wurde zum bürokratischen und logistischen Kraftakt.
Erst am 11. März erlaubten die Behörden den Grenzübertritt, jedoch nur für einen Aufenthalt von maximal sieben Stunden. Auf der Fahrt zum 45 Autominuten entfernten Jindiris passierte der Lkw immer wieder bewaffnete Kontrollpunkte:
Die Kleinstadt befindet sich mitten im Bürgerkriegsgebiet. Lokale Sicherheitskräfte beschützten das Team und der Lkw fuhr Umwege, um die Gefahr so gering wie möglich zu halten. Insgesamt lieferte VIER PFOTEN in Syrien in den wenigen behördlich genehmigten Stunden 24 Tonnen Futter für Nutz- und Heimtiere aus.
Die Hoffnung bleibt
Während der zwei Wochen vor Ort brachte VIER PFOTEN insgesamt mehr als 125 Tonnen Futter für Hausund Nutztiere in die betroffenen Gebiete. Das Team behandelte Hunderte bedürftige Tiere in Tierheimen und Auffangstationen und half beim Transport schwer verletzter Hunde und Katzen in Kliniken. In den kommenden Monaten wird VIER PFOTEN weiter mit lokalen Organisationen zusammenarbeiten, um Tierfutter in verschiedenen Regionen in der Türkei und in Syrien bereitzustellen und zu verteilen. Angesichts der unbegreiflichen Zerstörung konnte das Nothilfeteam nur wenige Tiere retten. Doch für jedes einzelne hat sich die Mühe gelohnt!