So viel mehr als ein Beruf
Über Nacht wurde ich nach einer der größten Rettungsaktionen aus dem Hundefleischhandel in Kambodscha Betreuer von 61 Hunden
Eines frühen Morgens im Februar 2021 wurde ich von einem Anruf meiner Kollegin geweckt. Sie informierte mich, dass das Landwirtschaftsministerium der Provinz Siem Reap und der Polizeipräsident der Provinz gerade einen Minivan mit 61 Hunden abgefangen hatten, die zum Schlachten nach Kampang Cham, Kambodscha, unterwegs waren. Die Behörden hatten VIER PFOTEN um Hilfe gebeten - und diese Situation erforderte, dass alle mit anpackten. Die Hunde hatten zusammengepfercht in acht bis 10 Käfigen stundenlang gelitten. Sie waren verletzt, dehydriert und mussten sofort befreit und behandelt werden.
Die Behörden brachten die Hunde in unsere Adoptionsstelle in der ich als Betreuer arbeite. Meine Aufgabe dort ist es, Hunden zu helfen, ihr Trauma zu überwinden, nachdem sie aus dem Hundefleischhandel gerettet wurden. Das Team und ich taten alles, was wir konnten, um uns um diese verängstigten Wesen zu kümmern.
Die Tiere waren verwirrt und traumatisiert als wir sie aus den Käfigen befreiten. Die Ungewissheit, ob ihnen noch mehr Schmerzen bevorstehen würden, war den Tieren anzumerken. Zuerst setzten wir alles daran, die Hunde zu beruhigen. Wir machten uns an die Arbeit und versorgten die Hunde. Am dringensten brauchten sie Wasser, Futter, eine medizinische Versorgung und natürlich Aufmerksamkeit und Zuneigung. Allmählich fingen sie an, uns Menschen ein wenig mehr zu vertrauen.
Opfer des grausamen Handels
Viele Menschen gehen davon aus, dass die meisten Opfer des Hundefleischhandels Streuner sind, die auf der Straße gefangen werden. Doch das ist nicht ganz richtig.
Als wir diesen armen Tieren halfen, stellten wir fest, dass unter den geretteten Hunden auch gestohlene Haustiere waren, die von ihren Familien geliebt und umsorgt worden waren. Sie wurden aus ihrem liebevollen Umfeld entführt, missbraucht und traumatisiert. Wir konnten all den Tieren nur zeigen, dass sie jetzt alle in Sicherheit sind und dass wir hier sind, um sie zu lieben und zu versorgen.
Der Raum füllte sich mit Panik
Wir hatten an diesem Tag alle viel erlebt: Menschen und Hunde gleichermaßen. Als ich mich für den Abend verabschieden wollte, wünschte ich den Hunden eine "gute Nacht". Doch bevor ich das Licht ausmachen konnte, brach ein verzweifeltes Winseln aus. Ich ging zurück in den Zwinger, um sie noch etwas zu kraulen. Da sprang mir einer der Hunde in die Arme und leckte mir das Gesicht ab.
Es war Jackson. Ich nahm ihn in die Arme und schaute ich mich im Tierheim um. Dutzende von Augenpaaren starrten mich an und flehten: "Lass uns nicht allein!"
Wie hätte ich sie in dieser Nacht allein lassen können? Sie hatten die Hölle durchgemacht und waren nur knapp dem Schlachtermesser entkommen. Sie brauchten mich! Also rief ich meine Familie an, um ihnen zu sagen, dass ich die Nacht in der Adoptionsstelle verbringen würde.
Ich legte mich auf ein provisorisches Bett auf dem Boden neben dem Tor des Zwingers und streckte meine Hand durch die Gitterstäbe. Schon nach wenigen Augenblicken spürte ich Jacksons dankbaren Kopf auf meiner Hand. Durch meine Anwesenheit beruhigt, konnten er und die anderen Hunde endlich die Ruhe finden, die sie in dieser Nacht dringend brauchten.
Einfühlungsvermögen, Respekt und Verständnis
Die Betreuung von Hunden, die aus dem Hundefleischhandel gerettet wurden, ist so viel mehr als nur ein "Job". Ich habe viel über Liebe und Widerstandsfähigkeit gelernt. Diese erstaunlichen Geschöpfe können alles spüren und scheinen unendlich viel zurückzugeben. Die Liebe und das Vertrauen, das mir diese 61 Helden an diesem Tag entgegenbrachten, werde ich nie vergessen. Es bricht mir das Herz zu wissen, dass jedes Jahr Millionen von Hunden in Südostasien geschlachtet werden. Aber diese 61 Hunde sind eine Erinnerung daran, dass wir etwas für eine bessere, freundlichere Welt für Tiere tun können.
Was Jackson betrifft, so wurden wir schnell Freunde. Jeden Tag konnte ich beobachten, wie er und die anderen Hunde ein bisschen mehr von ihrem Trauma geheilt wurden. Für einige ist es ein längerer Weg als für andere, aber ich habe ihnen allen versprochen, dass ich ihnen auf diesem Weg zur Seite stehen werde.