Illegaler Welpenhandel boomt auf Online-Plattformen

 Teilweise viermal mehr Welpen-Inserate auf Kleinanzeigen-Portalen // Bundesregierung muss handeln

7.4.2022

Hamburg, 07. April 2022 – Die internationale Tierschutzstiftung VIER PFOTEN verfolgt seit Jahren die Entwicklungen im illegalen Welpenhandel. Nicht nur die hohe Zahl der Beschlagnahmungen von viel zu jungen und oft todkranken Tieren aus illegalem Handel und illegalen Zuchten, sondern auch die Anzahl der Welpen-Anzeigen auf Online-Plattformen zeigt, dass die Nachfrage nach Hundewelpen noch immer nicht gesättigt ist. Vor allem durch die Corona-Pandemie war die Nachfrage extrem in die Höhe geschossen. Diese Beobachtung lässt sich anhand der von VIER PFOTEN registrierten Zahlen auf Online-Verkaufsplattformen untermauern. 

Auf der Online-Plattform Ebay Kleinanzeigen konnte die globale Stiftung für Tierschutz im März 2022 durchschnittlich 1.000 online angebotene Tiere der Kategorie „jünger als 12 Wochen“ vermerken. Zum Vergleich: Im März 2021 waren hier im Schnitt 408 Hunde inseriert. Das bedeutet einen Anstieg von 145 Prozent im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres. Auf der Plattform Quoka waren im März 2022 im Schnitt sogar 4.718 Welpen-Anzeigen online, im März 2021 waren es 1.213. Der Anstieg zum Vorjahresmonat beträgt demnach 289 Prozent – die Zahl ist also rund vier Mal so hoch. VIER PFOTEN konnte erst gestern einen Pomeranian aus Bulgarien beschlagnahmen, der zu jung und ohne gültige Tollwutimpfung über die Grenze geschmuggelt und über Quoka zum Kauf angeboten wurde. Und auch auf der Plattform Deine Tierwelt waren im März 2022 durchschnittlich 10.208 Anzeigen von Hundewelpen gleichzeitig online. Im März 2021 waren es durchschnittlich 4.011 Anzeigen von Hundewelpen. Ein Anstieg von rund 155 Prozent. 

„Auch 2022 boomt der illegale Welpenhandel weiter. Die Zahlen der online angebotenen Hunde sind wirklich besorgniserregend: Allein die Zahl der Welpen-Anzeigen auf Online-Verkaufsplattformen hat sich im Vergleich zum Vorjahr im Schnitt mehr als verdoppelt. Kein Zufall, denn der Großteil des illegalen Geschäfts mit den Welpen findet auf den noch immer unregulierten Online-Plattformen statt. Die Bundesregierung muss hier endlich handeln und ihrem Versprechen im Koalitionsvertrag auch Taten folgen lassen. Wir fordern die sofortige Einführung der angekündigten Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Hunde sowie eine wirksame Regulierung des Onlinehandels mit Tieren. All dies verspricht uns die Koalition – geliefert hat sie bislang aber nicht! Stattdessen müssen wir zusehen, wie weiterhin schwerkranke und traumatisierte Welpen wie Ware gehandelt werden. Es braucht endlich eine zuverlässige Identitätsprüfung der Anbietenden sowie des zum Kauf angebotenen Tieres.“

Daniela Schneider, Kampagnenverantwortliche für Heimtiere bei VIER PFOTEN

Weitere Zahlen und Hintergrundinformationen

Innerhalb der ersten drei Monate des Jahres 2022 konnte die globale Stiftung für Tierschutz VIER PFOTEN bereits 252 Tiere in 31 entdeckten Fällen von illegalem Welpenhandel vermerken. Von Januar bis Ende März wurde somit im Schnitt jeden dritten Tag ein illegaler Transport, Verkauf oder eine illegale Zucht von Welpen entdeckt. Auch die Auswertungen des VIER PFOTEN Meldetools zeigen: Online-Plattformen sind der Hauptverkaufskanal vom illegalen Welpenhandel. Über das Tool können Betroffene und Zeug: innen des illegalen Welpenhandels ihre Erfahrungen oder Beobachtungen teilen und die internationale Tierschutzorganisation so im Kampf gegen den illegalen Welpenhandel aktiv unterstützen. Dabei fällt auf: über 70 Prozent der hier gemeldeten Verdachtsfälle wurden in 2022 bis jetzt auf Online-Plattformen entdeckt. 

Meist in Osteuropa werden Welpen aus illegalem Handel in sogenannten Vermehrerstationen regelrecht produziert. Meist viel zu jung, schwerkrank und traumatisiert, werden sie quer durch Europa geschmuggelt, um dann über Online-Plattformen oder in geschlossenen Gruppen in sozialen Medien verkauft zu werden. Durch die fehlende Identitätsprüfung von Tier und Verkäufer:innen können kriminelle Händler:innen ohne großes strafrechtliches Risiko illegal importierte Welpen anbieten. Mit niedlichen Bildern, falschen Geschichten und gefälschten Dokumenten sind kriminelle Anzeigen kaum von seriösen Anbieter:innen zu unterscheiden. Dies verdeutlicht die Dringlichkeit wirksamer Gesetze zur Regulierung der Online-Plattformen, um den illegalen Welpenhandel zu stoppen.

Weitere Informationen zum illegalen Welpenhandel finden Sie hier.

Corinna Madjitov

Pressesprecherin Heimtiere

presse-d@vier-pfoten.org

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

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