Ein Kennzeichen, das nicht kennzeichnet

Agrarausschuss berät am Mittwoch | VIER PFOTEN fordert ambitionierte Aufklärungskampagne

18.4.2023

Hamburg, 18. April 2023 – Der Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft des Deutschen Bundestages wird am Mittwoch, den 19. April, über das geplante Tierhaltungskennzeichen beraten und seine finale Empfehlung abgeben. Damit ist das Gesetz so gut wie beschlossen. VIER PFOTEN kritisiert die Intransparenz des Kennzeichens und fordert eine dauerhafte Aufklärungskampagne für die Verbraucher:innen.

„Gut, dass die verpflichtende Haltungskennzeichnung kommt. Schlecht, dass sie in der jetzt vorliegenden Form ihrem eigenen Anspruch nicht gerecht wird. Denn sie bleibt ein Kennzeichen, das nicht kennzeichnet. Verbraucherinnen und Verbraucher haben keine Vorstellung davon, welches Tierleid sich beispielsweise hinter den nichtssagenden Haltungsstufen-Bezeichnungen ,Stall‘ sowie ,Stall plus Platz‘ verbirgt – nämlich enge Betonspaltenbuchten oder ein marginales ,Plus‘ von wenigen Quadratzentimetern mehr Platz.  

Transparenz bedeutet nicht zu werten. Transparenz bedeutet, Menschen, die noch niemals einen Stall von innen gesehen haben, in die Lage zu versetzen, die Haltungskennzeichnung richtig zu interpretieren und dementsprechend eine Kaufentscheidung zu fällen. Mit den aktuellen intransparenten Bezeichnungen ist eine solche Lenkungswirkung bei Verbraucherinnen und Verbrauchern hin zum Konsum von Produkten mit weniger Tierleid nur sehr begrenzt bis gar nicht möglich.

Zur Schadensbegrenzung muss die Bundesregierung deshalb eine ambitionierte und dauerhafte Aufklärungskampagne zu ihrem Kennzeichen starten. Konsumentinnen und Konsumenten müssen die Möglichkeit haben, sich umfassend zu informieren und vor allem zu erkennen, welche der Haltungsformen zwangsläufig Tierleid mit sich bringen. Teil der Kampagne muss auch eine Verpflichtung des Handels sein, Kundinnen und Kunden in den Filialen etwa über Aufsteller umfassend aufzuklären, wie die Tiere jeweils gehalten wurden.

Sonst scheitert das Tierhaltungskennzeichen an seiner zentralen Aufgabe der Aufklärung. Eine Lenkungswirkung hin zum bevorzugten Konsum von Produkten aus besseren Haltungen bliebe damit aus und ein Großteil des Angebots im Einzelhandel würden weiterhin Billigprodukte ausmachen. Deshalb muss die Bundesregierung dringend über eine gut konzipierte Aufklärungskampagne nachsteuern. Nur so kann die grundsätzlich zu begrüßende Einführung eines Tierhaltungskennzeichens noch Wirkung auf das Kaufverhalten der Konsumentinnen und Konsumenten entfalten und damit ein Schritt in die richtige Richtung beim angestrebten Umbau der Tierhaltung sein.“

Rüdiger Jürgensen, Mitglied der Geschäftsleitung VIER PFOTEN Deutschland

Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier.

Oliver Windhorst

Pressesprecher für Tiere in der Landwirtschaft

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