Beschlagnahmung von 16 Welpen aus illegalem Handel in Köln
Tiere sind in schlechtem Gesundheitszustand und teilweise erst sechs Wochen alt // Illegaler Welpenhandel boomt zu Weihnachten
Hamburg/Köln, 09. Dezember 2021 – Gemeinsam mit der Polizei und dem zuständigen Umwelt- und Verbraucherschutzamt/Veterinäramt hat die globale Stiftung für Tierschutz VIER PFOTEN 16 Welpen der Rasse französische Bulldogge beschlagnahmt. Mitarbeiterinnen der Organisation waren auf Anzeigen der Kriminellen auf Online-Plattformen aufmerksam geworden und hatten sich mit diesen zu einem Scheinkauf in Köln-Kalk verabredet. Vor Ort konnten alle Welpen, die sich in einem Mehrfamilienhaus befanden, in Sicherheit gebracht werden. Ein Händlerehepaar hatte diese nach eigenen Angaben teilweise bereits im Alter von drei Wochen aus Bulgarien nach Deutschland geschmuggelt.
Die 16 Welpen wurden noch vor Ort durch das Veterinäramt Köln beschlagnahmt und unverzüglich medizinisch untersucht: Bei allen Welpen konnte ein Giardienbefall, also Darmparasiten, nachgewiesen werden. Viele haben zudem einen starken Wurmbefall. Ein erster Test auf die meist tödlich verlaufende Viruserkrankung Parvovirose ist bislang negativ ausgefallen. Dennoch kämpfen derzeit insbesondere drei der insgesamt 16 Welpen ums Überleben. Ein Welpe musste bereits eingeschläfert werden.
In der Wohnung der illegalen Welpenhändlerin und des illegalen Welpenhändlers konnten Dutzende illegale Impfpässe mit Adressen bulgarischer Tierärzt:innen sichergestellt werden. Die zum Kauf angebotenen Tiere wurden ohne EU-Heimtierausweis, ungechippt und ohne gültige Tollwutimpfung über die Grenzen gebracht. Die 16 französischen Bulldoggen sollten vor Ort für 800 Euro pro Tier verkauft werden. Online wurden die Welpen ursprünglich für jeweils 1.200 Euro angeboten. Die geschwächten Tiere hatten weder Zugang zu Wasser noch zu geeignetem Futter. Fünf Welpen waren in einer engen Transportbox eingepfercht und mussten in ihrem eigenen Urin und Kot ausharren. Viele der Hundebabys waren so verängstigt, dass die Vermutung naheliegt, dass sie in ihrem jungen Leben noch nie positive menschliche Erfahrungen sammeln konnten. Wenn sie, wie von der Händlerin und dem Händler beschrieben, bereits vor drei Wochen nach Deutschland gebracht wurden, waren sie während des Transports gerade erst drei Wochen alt.
Tiere sind keine Geschenke
Jedes Jahr zur Weihnachtszeit steigt die Nachfrage nach Haustieren. Illegale Welpenhändler:innen versuchen derzeit vermehrt, zum Fest der Liebe anonym und äußerst gewinnbringend Welpen über Online-Plattformen anzubieten. VIER PFOTEN rät dringend davon ab, zu Weihnachten Tiere zu verschenken. Außerdem sollte man auf keinen Fall Suchanzeigen auf Online-Plattformen schalten oder sich für kommende Würfe anmelden, denn das befördert die ,Produktion' in den Welpenfabriken. Jeder im illegalen Handel erworbene Welpe kurbelt das Geschäft nur weiter an und birgt Leid für viele weitere Tiere. Zudem bringt jedes Tier eine große Verantwortung mit sich – oft für mehrere Jahre. Die Entscheidung für einen tierischen Begleiter muss daher gründlich überlegt sein.
Hintergründe zum illegalen Welpenhandel
Nicht-regulierte Online-Plattformen sind der Hauptverkaufskanal des illegalen Welpenhandels. Dort bieten kriminelle Händler:innen Welpen mit gefälschten Papieren, niedlichen Bildern und erfundenen Geschichten an. In Wahrheit werden die Welpen meist in Osteuropa unter schrecklichen Bedingungen in sogenannten Vermehrerstationen produziert. Die Muttertiere werden bei jeder Läufigkeit gedeckt und in dunklen Kellern oder Verschlägen ohne Tageslicht oder medizinische Versorgung gehalten. Die Welpen werden viel zu jung von der Mutter getrennt und häufig krank und ungeimpft anonym über Online-Plattformen innerhalb Europas verkauft. Die anonymen Anzeigen mit falschen Informationen zur Herkunft oder Alter des Hundes auf Online-Plattformen sind für Interessierte kaum als solche auszumachen. Nur eine gesetzliche Regulierung des Online-Handels und ein Verbot des Verkaufs über Social-Media kann den illegalen Welpenhandel beenden.
Corinna Madjitov
Pressesprecherin HeimtiereVIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg
VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen.