Unter dem Feuerwerk leiden Tiere

Ballaballa-Böllerei: Die häufigsten Scheinargumente für die Silvesterknallerei

VIER PFOTEN führt Kampagne gegen Böller und enttarnt Ausreden für Feuerwerk 

27.12.2024

Hamburg, 27. Dezember 2024 – Wenn die Anhänger der Silvesterknallerei ihr Recht auf Böllerei gefährdet sehen, wird argumentativ schnell scharf geschossen. VIER PFOTEN zeigt, dass die „guten Gründe“ für die Knallerei nichts als heiße Luft sind und fordert eine böllerfreie Zeit rund um den Jahreswechsel, um Heim- und Wildtiere zu schützen. 

Die globale Tierschutzstiftung startete am 20. Dezember mit einer Aufklärungskampagne im Rahmen der Silvesterknallerei. Für den größten Teil der Heim- und für alle Wildtiere ist das Zünden der lauten Feuerwerkskörper eine immense körperliche und seelische Belastung, die zu Stress und Fluchtreaktionen führt. VIER PFOTEN nimmt die fünf häufigsten Ausreden unter die Lupe, die die Knallerei legitimieren sollen.
 
Ausrede 1: „Mein Tier reagiert überhaupt nicht auf Feuerwerk oder schaut sogar interessiert zu. Daher kann Feuerwerk für Tiere kein Problem darstellen.“

Studien haben ergeben, dass Heimtiere unterschiedlich intensiv auf die Licht- und Knalleffekte von Feuerwerk reagieren. Manche Haustiere können mit entsprechendem Training lernen, den durch Feuerwerk entstehenden Lärm zu ertragen. Doch das ist nicht nur eine Frage der Erziehung, sondern auch der Rasse, des Alters oder der Vorgeschichte. Jedes Tier zeigt seine Angst anders: Manche fangen an zu zittern und zu hecheln, andere verstecken sich. Aber auch wenn das eigene Tier keine offensichtliches Stressverhalten zeigt, unterschätzen Tierhalter oft die Auswirkungen von Raketen- und Böllerlärm. Eine Studie stellt fest, dass etwa 52 Prozent der Hunde Angstreaktionen auf Grund von Feuerwerk zeigt. In Deutschland wären das rund fünf Millionen Hunde rund fünf Millionen Hunde, die Jahr für Jahr unter dem Lärm von Feuerwerk leiden.

Ausrede 2: „Feuerwerk wird nur wenige Stunden lang gezündet. Das ist nicht schlimm.“ 

Auch, wenn sich der größte Teil der Lärmbelastung auf einige Stunden rund um Mitternacht erstrecken soll, so ist es leider traurige Realität, dass durch den privaten Verkauf von Feuerwerkskörpern bereits ab dem ersten Verkaufstag der Lärmpegel ansteigt und noch einige Tage im neuen Jahr weiterhin Feuerwerk abgebrannt wird. Laut einer Studie kehren zwar 75 Prozent der Tiere bis zum nächsten Tag wieder zu einem normalen Verhalten zurück. 10 Prozent brauchen einen weiteren Tag zur Erholung, 12 Prozent eine Woche und drei Prozent teils Monate, bis sie sich von den traumatischen Erfahrungen erholten. 

Ausrede 3: „Wildtiere leben doch nur im Wald, wo niemand Feuerwerk zündet.“ 

Es gibt Tiere, die inzwischen explizit in der Stadt leben, etwa Eichhörnchen, Füchse, Vögel oder sogar Wildschweine, und die sich dem Leben hier angepasst haben. Trotzdem zählen diese Tiere zu den Wildtieren. Nicht alle Wildtiere leben daher weit genug von den Ballungszentren, so dass sie nicht durch die Silvesterböller gestört werden. Wir Menschen dringen immer mehr in den Lebensraum der Wildtiere ein, etwa durch Siedlungen direkt am Wald. Auch Wildtiere, die direkt in den Städten leben, leiden unter den Böllern. Es löst bei den meisten Wildtieren Fluchtreaktionen aus, die Tiere laufen dann in Panik vor Autos oder werden von ihren Schlafplätzen vertrieben. Die Flucht kostet die Tiere Energie, die sie besser fürs Überleben im Winter nutzen könnten. 

Ausrede 4: „Wildtieren macht das Feuerwerk nichts aus. Sie erholen sich schnell.“

Wildtiere zeigen ganz klar Reaktionen auf das Feuerwerk zum Jahreswechsel. Eine Studie belegt, dass die untersuchten Vögel während der Dauer des Feuerwerks eine deutlich erhöhte Herzfrequenz von bis zu 175 Schlägen pro Minute zeigten, bei einer Frequenz von nur 50 Schlägen im ruhigen Zustand. Ein klares Zeichen von Angst und Stress. Eine Untersuchung der Auswirkung von Feuerwerk auf Brutvogelarten zeigt, dass auch diese Tiere unterschiedlich auf den Lärm von Pyrotechnik reagieren. Einige Tiere blieben bis zu zwei Wochen vom Versuchsort fern oder flogen in der Silvesternacht bis zu zehnmal höher als sie es sonst tun. Zudem ist der Einsatz von Pyrotechnik in der Vergrämung von Vögeln an Flughäfen ein häufig eingesetztes, weil wirksames Mittel. Eine Untersuchung zeigt, dass Wildgänse, aufgeschreckt durch gezündetes Feuerwerk bis zu 500 Kilometer weit flohen. Da im Dezember die meisten Tierarten in Winterruhe oder Winterschlaf sind, bedeutet jede Flucht auch den Verbrauch von dringend benötigten Energiereserven, die nicht ohne weiteres wieder aufgebaut werden können. 

Ausrede 5: „Auf deutschen Übungsplätzen gibt es mehr seltene Tierarten als anderswo, obwohl dort ständig geschossen wird.“

Diese Plätze werden das ganze Jahr über benutzt, sodass sich Wildtiere an die Geräuschkulisse gewöhnen können, auch haben die Tiere die Möglichkeit, dem Lärm aus dem Weg zu gehen. Zum Schutz der Tiere sind auf diesen Gebieten ausreichend Rückzugsflächen für die Tiere eingerichtet. Aber auch durch neue Technik sowie kleinere Truppengröße nimmt die Lärmbelastung durch übende Truppen ab. 

Es gibt keinen Grund der Tierqual aus Tradition

„Gerne wird auch das traditionelle Feuerwerk als Argument ins Feld geführt. Wenn allerdings das eigene Hobby oder ein Brauchtum dazu führt, dass Tiere leiden, dann ist dies kein legitimer Grund, fühlenden Lebewesen Schaden zuzufügen.“

Judith Förster, Expertin für Heimtiere bei VIER PFOTEN Deutschland

Als Teil des Aktionsbündnisses für ein tierfreundliches Silvester stellt VIER PFOTEN ein Meldetool zur Verfügung, bei dem Betroffene schildern können, wie ihren Tieren oder ihnen selbst durch Silvesterfeuerwerk Schaden zugefügt wurde.

 

Zum Meldetool geht es hier.

Hier geht es zu einer Petition für ein Böllerverbot. 

Corinna Madjitov

Pressesprecherin Heimtiere

presse-d@vier-pfoten.org

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

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