Ein weißes Kaninchen schaut ängstlich durch die Gitterstäbe eines körperengen Käfigs

Oh Du grausamer Weihnachtsbraten

VIER PFOTEN informiert zum Tag der Tierrechte am 10.12.: Kaninchen in engen Drahtkäfigen zusammengepfercht

9.12.2024

Hamburg, 09. Dezember 2024 Während zur Weihnachtszeit wieder Rezepte zu Kaninchenbraten in den Zeitschriften und den sozialen Medien kursieren, zeigt eine verdeckte Recherche der Tierschutzorganisation Compassion in World Farming, unter welch grausamen Bedingungen etwa 70 Millionen Kaninchen europaweit in engen Drahtkäfigen zu Zucht- und Mastzwecken für die Fleischproduktion dahinvegetieren: Die Aufnahmen aus Anlagen in Italien und Polen zeigen für die Kaninchenmast und -zucht exemplarisch Tiere, die sich in ihren Käfigen nicht einmal strecken oder auf die Hinterbeine stellen können. Doch auch in Deutschland ist die Situation nicht wesentlich besser. VIER PFOTEN und Compassion in World Farming fordern ein EU-weites Käfigverbot. 

Zehn bis 20 Prozent des in Deutschland verzehrten Kaninchenfleisches wird importiert – auch aus den in der verdeckten Recherche gezeigten Ländern Italien und Polen. Doch auch bei Tieren „Made in Germany“ sieht es nicht viel besser aus: Die Haltung von Kaninchen zur Fleischproduktion verläuft allerdings weitestgehend unter dem Radar der Öffentlichkeit. Aktuelle Daten gibt es nicht, die letzten Zahlen stammen aus dem Jahr 2011 und zeigen, dass die Deutschen jährlich schätzungsweise 41.000 Tonnen Kaninchenfleisch konsumieren. Insgesamt müssen dafür ungefähr 30 Millionen Kaninchen ihr Leben lassen. 

Der Großteil davon, etwa 33.000 Tonnen, wird in Deutschland produziert. Etwa 34 Prozent des in Deutschland verzehrten Kaninchenfleisches stammt aus Kleinhaltungen und Hobbyzuchten, die nicht alle registriert sind, sodass die tatsächlichen Zahlen variieren. Weniger als 25 Prozent des Kaninchenfleischs werden in industriellen Mastbetrieben produziert. Hier bleibt der Tierschutz meist ganz auf der Strecke. 

Was bedeutet das für die Tiere?

In Deutschland ist die Käfighaltung erlaubt, damit findet die konventionelle Kaninchenmast häufig in der sogenannten Käfighaltung statt. Diese Käfige bieten Kaninchen in der Regel nur etwa 700 bis 1.000 Quadratzentimeter Platz pro Tier – dies entspricht etwa der Größe von 1 bis 1,5 DIN-A4-Seite plus eine erhöhte Ebene, mit 300 cm², also etwa einer halben DIN-A4-Seite pro Tier. Solch ein begrenzter Raum und der Kunststoff-Spaltenboden der Käfige bieten weder Schutz noch Bewegungsfreiheit und fördern Verletzungen an den Pfoten. Fest steht: Eine artgerechte Haltung von Kaninchen zur Fleischgewinnung ist unmöglich.

„Die Aufnahmen von Compassion in World Farming sind in ihrer Grausamkeit schwer zu ertragen: Kaninchen in Käfigen, die so klein sind, dass sie sich nicht einmal strecken, hüpfen oder sich auf die Hinterbeine stellen können, einige kauen aus Frustration verzweifelt an den Drähten, die sozialen Tiere werden in Einzelkäfigen auf Drahtböden gehalten, was zu Hautverletzungen, Druckstellen oder Sprunggelenksverletzungen führt. In einigen Käfigen befinden sich tote oder sehr schwache Tiere.“

Nadine Miesterek, Campaignerin für den Bereich der Tiere in der Landwirtschaft bei VIER PFOTEN

VIER PFOTEN und Compassion in World Farming fordern ein EU-weites Verbot der Käfighaltung und stehen dabei nicht alleine da: Nach der erfolgreichen Europäischen Bürgerinitiative „End the Cage Age“, die von über 1,4 Millionen EU-Bürger:innen unterzeichnet wurde, verpflichtete sich die Kommission im Jahr 2021, bis Ende 2023 Gesetzesvorschläge zur Beendigung der Käfighaltung vorzulegen. Doch dieses Versprechen wurde bis heute nicht eingelöst. 

„Wir fordern die Europäische Kommission auf, alle Käfige für Kaninchen und alle sogenannten Nutztiere zu verbieten, und es ist an der Zeit, dass die Unternehmen auf käfigfreie Produktion umstellen“, so Miesterek. Doch auch die Verbraucher:innen können handeln. „Gerade zum Fest der Liebe sollte der Konsum tierischer Produkte eingeschränkt werden. Denn die Gaumenfreude für Menschen bedeutet für die dabei verzehrten Tiere meist unendliches Leid.“

3R-Prinzip für mehr Tierwohl und weniger Tiere

Um weniger tierische Produkte zu konsumieren und damit auch die Anzahl der gehaltenen Tiere zu reduzieren sowie mehr Tierwohl zu begünstigen, empfiehlt VIER PFOTEN das 3R-Prinzip: Die Reduktion (Reduce) des Konsums von Fleisch und anderer tierischer Produkte, die Verbesserung (Refine) der Ernährung durch die Wahl von Produkten aus zertifizierter, artgerechter Tierhaltung und schließlich das Ersetzen (Replace) von tierischen Produkten durch pflanzliche Alternativen.

Hier geht es zum Report

Infos zur Europäischen Bürgerinitiative finden Sie hier

Oliver Windhorst

Pressesprecher für Tiere in der Landwirtschaft

presse-d@vier-pfoten.org

+49 151 183 515 30

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

Jetzt Teilen!

Suche