Tiertötungen zu Nahrungszwecken sind kein in Stein gemeißeltes Recht

Juristisches Tötungsverbot von Tieren ist laut Gutachten möglich / VIER PFOTEN fordert Tierzahlreduktion: Massentierhaltung beeinflusst Umwelt und Klima negativ

18.12.2024

Hamburg, 18. Dezember 2024 Aktuell erlaubt es das deutsche Tierschutzgesetz, Tiere zur Lebensmittelgewinnung zu töten – ein heute von VIER PFOTEN veröffentlichtes Rechtsgutachten fordert allerdings eine juristische Neubewertung: Demnach gibt es eine gesetzgeberische Möglichkeit, die Tiertötung zu Nahrungszwecken als nicht mehr erforderlich anzusehen. Ein juristisches Tötungsverbot von Tieren ist damit laut den Autor:innen des Gutachtens möglich. Grundlage dieser Einschätzung sind auch die negativen ökologischen und klimatischen Auswirkungen der Massentierhaltung sowie vegane Alternativen und vielversprechende Entwicklungen beim sogenannten „Clean Meat“. VIER PFOTEN fordert, dass die im Februar 2025 neu gewählte Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag deutliche Verbesserungen für den Tierschutz sowie eine drastische Reduzierung der Tierzahlen vereinbart. 

Töten von Tieren zu Nahrungszwecken nicht erforderlich 

Die Autor:innen des Gutachtens urteilen: „Das Töten von Tieren zu Nahrungszwecken ist kein in Stein gemeißeltes Recht des Menschen, das aus sich heraus besteht, sondern bedarf aus rechtlicher Sicht der Legitimation.“ Das von der Kanzlei Rechtsanwälte Günther erstellte Gutachten stellt die Frage, ob vor dem Hintergrund von Tier- und Klimaschutzaspekten sowie verfügbarer pflanzlicher Alternativen und Fortschritten beim sogenannten „Clean Meat“ in absehbarer Zukunft noch ein vernünftiger Grund zur Tötung von Tieren zur Nahrungsgewinnung bestehe. Die Jurist:innen kommen zu dem Ergebnis, dass „Clean Meat“ und pflanzliche Alternativen ein milderes, gleichgeeignetes Mittel zum Zweck der Nahrungserzeugung darstellen als die Tötung von Tieren. Unter diesen Umständen ist das Töten von Tieren zu Nahrungszwecken laut Gutachten als nicht (mehr) erforderlich anzusehen. Bei der Auslegung des Begriffs „vernünftiger Grund” sei maßgebend, dass sich der Gesetzgeber zu einem ethischen Tierschutz bekannt habe, welcher bei der Frage des Vorliegens eines vernünftigen Grundes die Durchführung einer Verhältnismäßigkeitsprüfung verlange, heißt es im Gutachten. Nicht nur der wissenschaftliche Fortschritt, auch eine veränderte Moral bzw. Betrachtungsweise von Tieren mache es fortlaufend notwendig, das Verständnis des “vernünftigen Grundes” unter Einbeziehung aller gesellschaftlichen, ethischen und moralischen Aspekte stetig zu hinterfragen und neu zu bewerten. 

Neben dem milliardenfachen Tierleid wird diese Neubewertung laut Gutachten auch durch die negativen Auswüchse der Massentierhaltung auf Umwelt und Klima nötig: So trage die industrielle Produktion von Lebensmitteln tierischen Ursprungs erheblich zur Klimaerwärmung bei. Die übermäßige Landnutzung für Futteranbau und die damit verbundene Zerstörung von Wäldern und Mooren, erhöhte Nitratkonzentrationen durch Gülle und die Entstehung von antibiotikaresistenten Keimen durch den massiven Einsatz von Antibiotika sind demnach weitere bekannte Probleme. 

„Wir haben jetzt schon genügend Alternativen für die Nahrungsproduktion, die ohne Tierleid auskommen und fürs Klima und die Umwelt besser sind. Tiertötung zu Nahrungszwecken ist auf dieser Grundlage kein vernünftiger Grund mehr. Darüber hinaus würden viele Menschen von einer drastischen Reduktion der Tierzahlen profitieren.“

Sven Wirth, Kampagnenverantwortlicher bei VIER PFOTEN

3R-Prinzip für mehr Tierwohl und weniger Tiere

Um weniger tierische Produkte zu konsumieren und damit auch die Anzahl der gehaltenen Tiere zu reduzieren sowie mehr Tierwohl zu begünstigen, empfiehlt VIER PFOTEN das 3R-Prinzip: Die Reduktion (Reduce) des Konsums von Fleisch und anderer tierischer Produkte, die Verbesserung (Refine) der Ernährung durch die Wahl von Produkten aus zertifizierter, artgerechter Tierhaltung und schließlich das Ersetzen (Replace) von tierischen Produkten durch pflanzliche Alternativen.

Hier geht es zum Download des Rechtsgutachtens.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier.

Oliver Windhorst

Pressesprecher für Tiere in der Landwirtschaft

presse-d@vier-pfoten.org

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VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

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