Füchse in der Stadt – Keine Angst vor unerwarteten Gästen

VIER PFOTEN erklärt, warum es Füchse in die Städte zieht und räumt mit Vorurteilen auf

25.2.2025

Hamburg, 25. Februar 2025 – Füchse sind immer häufiger in städtischen Gebieten anzutreffen – sei es in Parks, auf Gehwegen oder in Gärten. Für viele Menschen ist das eine unerwartete und manchmal beunruhigende Erscheinung. Doch keine Sorge: Der Fuchs ist ein wertvolles und faszinierendes Tier, von dem keine Bedrohung ausgeht. Eva Lindenschmidt, Diplom-Biologin und Wildtierexpertin in der TIERART Wildtierstation von VIER PFOTEN klärt auf, warum Füchse zunehmend die Städte erobern, und räumt mit gängigen Vorurteilen auf.

Im ländlichen Raum, wo immer mehr Lebensräume verloren gehen, suchen Füchse neue Rückzugsgebiete. Städte bieten nicht nur viele Unterschlupfmöglichkeiten, sondern auch ein reichhaltiges Nahrungsangebot. 

„Füchse haben sich perfekt an das urbane Leben angepasst.“

Eva Lindenschmidt, Diplom-Biologin und Wildtierexpertin bei VIER PFOTEN

„In städtischen Parks, Gärten und Grünanlagen finden sie reichlich Nahrung und Unterschlupf. Hinzu kommt, dass natürliche Feinde in Städten kaum vorhanden sind. Dies führt dazu, dass die Fuchspopulation im urbanen Raum stetig wächst."

Bitte nicht füttern

Füchse sind nicht ausschließlich auf den Fang lebender Beute angewiesen. Katzenfutter auf der Terrasse, Komposthaufen, Gelbe Säcke oder Ähnliches locken die Tiere auf der Suche nach Nahrung an. „Füchse merken schnell, dass ihnen in Siedlungen in der Nähe des Menschen keine Gefahr droht. Wo niemand Jagd auf sie macht, verlieren sie zunehmend ihre natürliche Scheu“, erklärt Diplom-Biologin Eva Lindenschmidt. „Außerdem werden Füchse von tierlieben Menschen gerne gefüttert. Dem Fuchs zuliebe ist davon dringend abzuraten, denn nicht alle Anwohner fühlen sich in der Gesellschaft der Tiere wohl, weil sie glauben, das Tier sei als Krankheitsüberträger ein Risiko für Mensch und Haustiere und müsse gefangen oder erschossen werden."

Mythen über Füchse – was ist dran?

„Immer wieder erreichen uns Anfragen von Menschen, die sich Sorgen machen, weil ein Fuchs beim Anblick von Menschen nicht sofort die Flucht ergreift. In den meisten Fällen ist diese Sorge jedoch unbegründet“, sagt Eva Lindenschmidt und räumt mit den häufigsten Vorurteilen auf:

  • „Füchse übertragen Tollwut“
    „Füchse können theoretisch Tollwut übertragen, solche Fälle sind aber in Deutschland äußerst unwahrscheinlich“, erklärt Eva Lindenschmidt. „Durch die flächendeckende Immunisierung der Füchse mit Impfködern gilt die klassische Wildtiertollwut in Deutschland seit 2008 als ausgerottet. Laut Robert Koch-Institut besteht derzeit keine Gefahr, sich bei einem Wildtier mit Ausnahme von Fledermäusen mit Tollwut zu infizieren. Der letzte Fall bei einem Fuchs wurde 2006 registriert.“
     
  • „Füchse, die nicht scheu sind, sind krank.“
    „Füchse sind Kulturfolger und haben sich an das Leben in der Nähe des Menschen angepasst. Überall dort, wo sie Nahrung finden, sei es in Abfällen, Komposthaufen oder Essensresten, halten sie sich auf“, erklärt die Diplom-Biologin. „Ein Fuchs, der in einem Siedlungsraum nicht sofort die Flucht vor dem Menschen ergreift, ist also keineswegs krank oder gefährlich.“
     
  • „Füchse übertragen den Fuchsbandwurm.“
    „Obwohl Füchse in seltenen Fällen den Fuchsbandwurm übertragen können, ist das Infektionsrisiko gering“, sagt Eva Lindenschmidt. „Einfache Hygienemaßnahmen wie gründliches Händewaschen nach der Gartenarbeit oder dem Kontakt mit Tieren sowie das Erhitzen oder Reinigen von Lebensmitteln können das Risiko minimieren. Haustiere können sich über infizierte Mäuse anstecken und sollten regelmäßig entwurmt werden."
     
  • „Räudige Füchse sind hoch ansteckend.“
    „Die Räude ist eine durch Milben verursachte hochansteckende Hauterkrankung, die zu starkem Juckreiz, Krustenbildung und Haarausfall führt. Durch das Kratzen kommt es später oft zu Infektionen, bei frei lebenden Wildtieren endet die Krankheit meistens mit dem Tod. Räude ist ansteckend, kann aber nur durch direkten Kontakt mit einem erkrankten Tier übertragen werden. Vom Zeitpunkt der Infektion bis zum Tod vergehen oft Monate. Bei Haustieren kann Räude wirksam behandelt werden“, erklärt die Expertin.

Füchse sind wertvolle Mitbewohner

„Füchse spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem“, betont Eva Lindenschmidt. „Sie helfen, die Population von Nagetieren wie Mäusen und Ratten, die sonst im Siedlungsraum zu Problemen führen könnten, zu kontrollieren und leisten so einen aktiven Beitrag zum Naturhaushalt im urbanen Lebensraum. VIER PFOTEN appelliert daher an die Bevölkerung, Füchse nicht als Bedrohung, sondern als wertvolle und faszinierende Mitbewohner zu sehen. Füchse sind ein integraler Bestandteil unserer Städte und sollten mit Respekt behandelt werden“, so Diplom-Biologin Eva Lindenschmidt.

TIERART Wildtierstation

Die TIERART Wildtierstation beherbergt und pflegt zahlreiche heimische Wildtiere wie Füchse, Dachse, Wildkatzen, Waschbären, Hasen oder Igel. Manche Schützlinge sind nur vorübergehende Gäste. Nachdem sie medizinisch versorgt wurden und wieder genesen sind, werden sie wieder in die Wildnis entlassen. Tiere, die nicht wieder in die freie Natur ausgewildert werden können, finden hier ein dauerhaftes, artgemäßes Zuhause.

Die TIERART Wildtierstation von VIER PFOTEN gibt auch Großkatzen, die unter mangelhaften Bedingungen in Zoos, Zirkussen oder in privater Gefangenschaft gehalten wurden, eine neue, artgemäße Heimat. Seit 2017 betreibt die TIERART Wildtierstation in Zusammenarbeit mit dem EU-LIFE-LUCHS-Projekt eine Auffangstation für Luchse. Im Jahr 2021 eröffnete auf dem Gelände der Wildtierstation die deutschlandweit erste Auffangstation für Luchswaisen. Hier werden verletzte oder verwaiste Luchse aus dem Wiederansiedlungsprogramm aufgenommen, gepflegt und anschließend in Maßweiler (Rheinland-Pfalz) ausgewildert.

Corinna Madjitov

Pressesprecherin Heimtiere

presse-d@vier-pfoten.org

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

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