Tigerin Charlota

Welt-Tiger-Tag am 29. Juli 2024: Weiße Tiger sind besonders gefährdet

VIER PFOTEN ruft zum Ende des grausamen Handels und der Zucht von weißen Tigern in Gefangenschaft auf

26.7.2024

Hamburg, 26. Juli 2024 – Für Unterhaltungszwecke ausgebeutet, wegen ihres Fells getötet, ihre Knochen für dubiose traditionelle Medizin verwendet: Auf dem Schwarzmarkt kann ein ausgewachsener lebender Tiger für etwa 22.000 Euro gekauft werden, während für Tiger mit weißem Fell sogar ein Vielfaches verlangt wird. Anlässlich des Welt-Tiger-Tags am 29. Juli, macht VIER PFOTEN darauf aufmerksam, dass der grausame Handel mit Großkatzen aufgrund fehlender Regulierungen in Europa und weltweit immer noch floriert. Besonders begehrt sind Tiger mit weißem Fell, wie etwa Charlota, die inzwischen in der Auffangstation TIERART von VIER PFOTEN lebt. Die hohe Nachfrage hat jedoch verheerende Folgen für die Tiere, da die meisten durch Inzucht geboren werden. Die Tiger leiden ihr Leben lang an chronischen Krankheiten wie schlechtem Sehvermögen, Deformationen und Herz- bzw. Nierenproblemen.

Die traurige Vergangenheit der weißen Tigerin Charlota

VIER PFOTEN hat bereits mehr als 50 Tiger aus schlechter Haltung gerettet und bietet aktuell 26 Tigern ein artgemäßes Zuhause in ihren Schutzzentren und Partnerprojekten. Zu den Tieren zählt auch die zweijährige weiße Tigerin Charlota. Sie wurde aus illegaler Privathaltung in Tschechien gerettet und in die TIERART Wildtierstation von VIER PFOTEN nach Deutschland überführt. Bevor sie zu TIERART kam, war sie 2023 vorübergehend im Zoo Hodonin untergebracht. Wie üblich in der grausamen Industrie der Großkatzenzucht, wurde Charlota kurz nach der Geburt von ihrer Mutter getrennt, um mit der Hand aufgezogen zu werden. Ihr vorheriger Besitzer hatte sie als Haustier ausgebeutet und Videos von ihr in den sozialen Medien veröffentlicht. Die lokalen Behörden konnten Charlota konfiszieren und baten VIER PFOTEN, die Tigerin aufzunehmen. Charlota zeigt klare Anzeichen von Inzucht und benötigt intensive Pflege. Die zweijährige Tigerin leidet unter schielenden Augen, chronischen Nierenproblemen sowie deformierten Wirbelsäulen- und Vorderbeinknochen.

„Charlota ist eine sehr muntere und neugierige Tigerin und hat sich dank der professionellen Pflege unseres erfahrenen Teams sehr schnell von ihrer schrecklichen Vergangenheit erholt. In TIERART hat sie ein neues Zuhause mit einer besseren Zukunft gefunden. Im Sommer liebt sie es, Kartonboxen in ihrem Pool zu versenken.”

Lara Steinbrunn, Tierpflegerin in TIERART

Aufgrund von Charlotas Gesundheitszustand und traumatischer Vergangenheit benötigt sie eine intensive Pflege durch unser erfahrenes Team. Abgestimmt auf ihre Bedürfnisse wurde ein Trainings- und Aktivitätenplan für sie erstellt, um sie bei ihrer körperlichen und psychischen Genesung zu unterstützen. Beispielsweise erhält Charlota tägliche Beschäftigungen wie Düfte, Kartonboxen oder Heu, um ihren stereotypen Verhaltensmustern entgegenzuwirken, ihr natürliches Verhalten zu stärken und sie geistig aktiv zu halten.

Weiße Tiger sind keine eigene Spezies

Entgegen einem weit verbreiteten Missverständnis sind weiße Tiger keine eigene (Sub)spezies, die erhalten werden muss, oder Albinos. Ihr weißes Fell ist das Ergebnis einer seltenen, rezessiven Genmutation, dem sogenannten Leuzismus, der von beiden Elternteilen getragen werden muss. Aus diesem Grund sind weiße Tiger eine Seltenheit in der Wildnis und inzestuöse Zuchtpraktiken werden genutzt, um die weiße Fellfarbe in Gefangenschaft zu erzielen. Die meisten weißen Tiger in Gefangenschaft sind Nachfahren eines weißen männlichen Tigers, der in den 1950ern in Indien gehalten wurde.

„Der grausame Missbrauch von Großkatzen muss aufhören. Im Gegensatz zu den strengen Maßnahmen zum Schutz wilder Tiger kommen Tiger in Gefangenschaft zu kurz: Der kommerzielle Handel mit Tigern und ihren Körperteilen ist weltweit noch immer in vollem Gange. VIER PFOTEN ruft Regierungen dazu auf, Gesetze zum Schutz von Tigern und anderen Großkatzen zu erlassen und effektiv umzusetzen, um den grausamen Handel zu beenden. Angesichts der hohen Anzahl leidender Tiger ist es mehr als dringend, dass wir auf dieses Problem reagieren”, sagt Barbara van Genne, Leiterin der Abteilung für Wildtiere bei VIER PFOTEN. Zum Leiden von weißen Tigern ergänzt van Genne: „Wir retten immer mehr weiße Tiger und Löwen aus schlechter Haltung. Weiße Großkatzen zahlen einen hohen Preis für ihr besonderes Aussehen. Sie leiden lebenslang unter den Folgen der Inzucht und benötigen intensive Pflege”.

Die Privathaltung von Tigern ist in vielen Teilen der Welt noch legal

Aktuell ist Südafrika der weltweit größte Exporteur von Großkatzen und ihren Körperteilen. In einigen europäischen Ländern sind die Haltung und Zucht von Tigern privat oder in Zirkussen noch erlaubt. VIER PFOTEN ruft die europäischen Mitgliedsstaaten dazu auf, den EU-Tiger-Leitfaden zu implementieren. Zudem müssen Regierungen weltweit eine sogenannte „Positivliste” einführen, in der ersichtlich wird, welche Tiere legal als Haustiere gehalten und für ein Leben in Privathaltung gehandelt werden dürfen, ausgenommen Wildtiere wie Großkatzen.

TIERART Wildtierstation

Die TIERART Wildtierstation wird von VIER PFOTEN in Maßweiler, Deutschland, geführt und bietet ein artgemäßes Zuhause für Großkatzen, die aus schlechter Privathaltung, aus Zoos oder Zirkussen gerettet wurden. TIERART kümmert sich auch um zahlreiche heimische Wildtiere, wie Füchse, Dachse, Wildkatzen, Hasen und Igel, die artgemäß versorgt werden. Zusätzlich dazu fungiert TIERART in Zusammenarbeit mit dem EU-LIFE-LUCHS-Projekt seit 2017 als Auffangstation für Luchse. Viele der heimischen Tiere sind nur vorübergehende Gäste. Nachdem sie medizinisch versorgt wurden und wieder genesen sind, werden sie wieder in die Wildnis entlassen. Tiere, die nicht wieder in die freie Natur ausgewildert werden können, finden hier ein dauerhaftes, artgemäßes Zuhause.  

Weitere Informationen über den Einsatz von VIER PFOTEN für Wildtiere finden Sie hier

Susanne von Pölnitz

Pressesprecherin Wildtiere

presse-d@vier-pfoten.org

+49 152 020 170 68

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

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