
Wilde Winterkinder: Im Wald ist der erste Nachwuchs da
VIER PFOTEN erklärt, worauf es jetzt ankommt, um heimische Wildtiere zu schützen
Hamburg, 04. März 2025 – Noch ist es Winter, doch unsere heimischen Wildtiere bringen bereits ihren ersten Nachwuchs zur Welt. In der TIERART Wildtierstation von VIER PFOTEN in Rheinland-Pfalz werden in dieser Zeit bereits die ersten wilden Findelkinder abgegeben. Eva Lindenschmidt, Diplom-Biologin und Wildtierexpertin in der TIERART Wildtierstation, appelliert an Spaziergänger:innen und Freiluft-Sportler:innen, die Winterruhezonen zu respektieren und erklärt, was man tun kann, um heimische Wildtiere und ihre Jungen in dieser Jahreszeit zu schützen.
Fledermäuse, Igel oder Siebenschläfer halten in den nächsten Wochen noch ihren Winterschlaf. Doch viele andere Wildtiere sind das ganze Jahr über aktiv und vermehren sich auch.
Auch manche Wildschweinrotte zieht bereits mit ihrem Nachwuchs durch die Wälder. Die großen Borstentiere pflanzen sich mittlerweile ganzjährig fort, sodass man bei einem Spaziergang schon mal auf eine Rotte mit Frischlingen treffen kann. Doch gerade bei jungen Wildschweinen ist Vorsicht geboten, denn die Bachen – die weiblichen Wildschweine – verteidigen ihre Winterkinder energisch gegen potenzielle Feinde. „Wenn die Kleinen Angstlaute von sich geben, gehen sie vehement gegen die vermeintliche Bedrohung vor – egal, ob Mensch oder Hund. Wer also Wildschweine mit Nachwuchs sieht, sollte einen großen Bogen um die Tiere machen“, so Eva Lindenschmidt.
Winterruhezonen beachten und Hunde anleinen
Im Winter ist das Nahrungsangebot für viele Tiere eingeschränkt. Zudem brauchen sie bei frostigen Temperaturen mehr Energie, um sich warm zu halten. „Nicht erst im Frühjahr, sondern bereits jetzt ist es wichtig, Hunde an die Leine zu nehmen und auf den Wegen zu bleiben. Wer ein Reh, einen Fuchs oder ein anderes Wildtier aufschreckt, veranlasst es damit meist zur Flucht – und das kostet die Tiere bei der Kälte lebenswichtige Energie“, warnt Eva Lindenschmidt.
Auch Freiluftsportler:innen sollten Winterruhezonen beachten und nicht abseits von Wegen oder Pisten Sport treiben. „Für manche ist es sehr verlockend, unberührte Schneelandschaften auf Skiern oder bei einer Winterwanderung zu erkunden. Doch nur weil man die Tiere nicht sieht, heißt das nicht, dass sie nicht da sind“, sagt Biologin Lindenschmidt. „Wildtiere sind menschenscheu. Dringt man in ihr Revier ein, werden sie nicht nur bei ihrem natürlichen Tagesablauf gestört, sondern können bei der Flucht auch Fressfeinden zum Opfer fallen.“
Wildtiere nicht anfassen
Wer im Wald oder am Wegesrand ein Jungtier entdeckt, sollte es auf gar keinen Fall direkt anfassen und mitnehmen. „Das kann bei Wildschweinen für einen selbst sehr gefährlich werden, falls sich die Mutter noch unbemerkt in der Nähe befindet. Bei vielen anderen Wildtieren bringt man durch voreiliges Handeln die Tiere selbst in große Gefahr. Auch Rehe bekommen immer früher im Jahr Nachwuchs. Findet man beim Spaziergang beispielsweise ein Rehkitz, sollte man das Tier aus der Distanz beobachten. Denn in der Regel ist das Muttertier in der Nähe. Solange aber ein Mensch präsent ist, wird die Ricke Abstand halten. Gleiches gilt für Feldhasen, die mit Fell und offenen Augen geboren werden und dann allein in einer kleinen Senke in der Wiese sitzen, während die Mutter nur alle paar Stunden zum Säugen kommt. Im Gegensatz dazu werden Kaninchen blind und taub geboren und bleiben zunächst im Bau. Erst wenn sie älter und fast selbstständig sind, verlassen sie ihn“, erklärt Eva Lindenschmidt. Die Biologin rät: „Erst wenn die Mutter nicht zurückkehrt oder das Tier offensichtlich verletzt ist, sollte man eingreifen und sich an die nächste Wildtierstation wenden.“
TIERART Wildtierstation
Die TIERART Wildtierstation beherbergt und pflegt zahlreiche heimische Wildtiere wie Füchse, Dachse, Wildkatzen, Waschbären, Hasen oder Igel. Manche Schützlinge sind nur vorübergehende Gäste. Nachdem sie medizinisch versorgt wurden und wieder genesen sind, werden sie wieder in die Wildnis entlassen. Tiere, die nicht wieder in die freie Natur ausgewildert werden können, finden hier ein dauerhaftes, artgemäßes Zuhause.
Die TIERART Wildtierstation von VIER PFOTEN gibt auch Großkatzen, die unter mangelhaften Bedingungen in Zoos, Zirkussen oder in privater Gefangenschaft gehalten wurden, eine neue, artgemäße Heimat. Seit 2017 betreibt die TIERART Wildtierstation in Zusammenarbeit mit dem EU-LIFE-LUCHS-Projekt eine Auffangstation für Luchse. Im Jahr 2021 eröffnete auf dem Gelände der Wildtierstation die deutschlandweit erste Auffangstation für Luchswaisen. Hier werden verletzte oder verwaiste Luchse aus dem Wiederansiedlungsprogramm aufgenommen, gepflegt und anschließend in Maßweiler (Rheinland-Pfalz) ausgewildert.

Corinna Madjitov
Pressesprecherin HeimtiereVIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg
VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen.