„Dass auch der EU-Agrarministerrat das hochaktuelle Thema der massiven Coronavirus-Infektionen auf europäischen Nerzfarmen und die damit verbundene nachgewiesene Mutation des Virus auf dänischen Farmen auf die Agenda seiner heutigen Sitzung gesetzt hat, unterstreicht deutlich, dass es hier dringenden Handlungsbedarf gibt. Viele Mitgliedstaaten betonten die Notwendigkeit engmaschiger und EU-weit koordinierter Kontrollen von Nerzfarmen, damit Ausbrüche des Virus schnell erkannt und bekämpft werden können. Die deutsche Landwirtschaftsministerin und derzeitige Ratsvorsitzende, Julia Klöckner, forderte eine intensive Diskussion über die Haltungsform von Nerzen. Sie wirft die Frage auf, ob die Nerzhaltung überhaupt noch eine Zukunft habe. VIER PFOTEN begrüßt, dass im Rat neben den dringend notwendigen direkten Maßnahmen zur Bekämpfung von COVID-19 auf Nerzfarmen, seitens der Ratspräsidentschaft auch die Systemfrage gestellt wurde. Pelzfarmen bedeuten für die Tiere massives Leid und für die Menschen ein enormes Gesundheitsrisiko. Eine große Mehrheit der EU Bürger und Bürgerinnen lehnt Pelzfarmen ab, in vielen EU Mitgliedsstaaten sind sie bereits illegal. Daher fordert VIER PFOTEN die Mitgliedstaaten, die EU Kommission und das Parlament auf, die Schließung aller europäischen Pelzfarmen zu unterstützen, damit die Produktion eines nicht lebensnotwendigen Luxusprodukts wie Pelz keine zusätzliche Gefahr für die Gesellschaft darstellen kann. Die Interessen der Pelzindustrie stehen schon viel zu lange über dem Tierschutz, sie dürfen nicht auch noch Vorrang vor dem Erhalt der öffentlichen Gesundheit haben.
VIER PFOTEN kritisiert, dass die Europäische Kommission kürzlich ein Programm in Höhe von fünf Millionen Euro mit direkten Hilfen für die litauische Pelzindustrie genehmigt hat, um die ökonomischen Auswirkungen der Pandemie abzumildern. Im Rat betonte Klöckner, dass die Welt darauf schaue, wie die EU mit dieser besonderen Herausforderung umgehe. Für VIER PFOTEN kann hier nur die Lösung sein, Beihilfen der EU und der Mitgliedstaaten dafür zu verwenden, den Pelzfarmern alternative Einkommensquellen zu erschließen, anstatt eine sterbende, tierverachtende Industrie künstlich am Leben zu erhalten. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt, um der gesamten Industrie ein für alle Mal einen Riegel vorzuschieben und die damit verbundene Tierquälerei zugunsten der Prävention von Gesundheitskatastrophen zu beenden.“
Thomas Pietsch, VIER PFOTEN Wildtier- und Pelzexperte