Kommentar VIER PFOTEN zu 39.000 wegen Geflügelpest gekeulter Enten 

Globale Stiftung für Tierschutz fordert Ursachenbekämpfung statt Massentötung 

11.11.2021

Hamburg, 11. November 2021 – VIER PFOTEN kommentiert die Tötung von 39.000 Enten im Landkreis Cloppenburg nach dem Ausbruch der Geflügelpest. Dazu Dr. Nora Irrgang, Nutztierexpertin bei VIER PFOTEN:

„In furchtbarer Regelmäßigkeit grassieren in der Landwirtschaft Tierseuchen wie die Geflügelpest, die für Millionen fühlender Lebewesen wie Puten, Hühnern oder Enten den Tod bedeuten. Ein Ausbruch der Geflügelpest bringt erhebliche Folgen für den betroffenen Geflügelbestand mit sich. Aufgrund der industriellen Intensivtierhaltung können Viren, wie die der Aviären Influenza eine große Zahl Tiere in einer sehr kurzen Zeit befallen. Als hochansteckende Krankheit führt sie zu einem akuten, schweren Krankheitsbild und zu vielen Todesfällen.

Leider bekämpfen die Maßnahmen von Behörden, Bundesregierung und der EU nicht die Ursachen, sondern lediglich die Symptome. So wird die intensive Tierhaltung nicht infrage gestellt. Hauptursachen für die hohen Zahlen an getöteten Tieren sind die extremen Bestandsgrößen in der industriellen Intensivtierhaltung. Doch diese Ursache wird ignoriert, stattdessen wird weiter auf die Steigerung der Produktion gesetzt. In den vergangenen Wochen hat sich gezeigt, dass sich das Virus unkontrolliert zwischen Geflügelpopulationen verschiedener Betriebe ausbreitet – trotz aller bisherigen Überwachungs- und Sicherheitsmaßnahmen.

Damit lässt sich schon jetzt sagen, dass es nicht der letzte Ausbruch im sogenannten „Güllegürtel“ der Landkreise Cloppenburg und Vechta sein wird. Die Tierdichte ist in diesen Landkreisen besonders hoch und je höher die Bestandsgröße in einem Betrieb, umso mehr Tiere müssen bei einer einzigen Einschleppung des Erregers getötet werden. Die Tiere werden auf den Betrieben häufig unter tierschutzwidrigen Bedingungen getötet – etwa in großen Geflügelställen durch die Einleitung von Kohlenstoffdioxid. Die Tiere leiden dabei, verursacht durch die nur langsam ansteigende Konzentration des Gases, unter dem qualvollen Gefühl des Erstickens.

Es ist bereits fünf nach zwölf und die Zeit für einen Systemwechsel in der landwirtschaftlichen Tierhaltung überfällig. Die neue Bundesregierung muss dafür sorgen, dass deutlich weniger Tiere und diese unter tiergerechten Bedingungen gehalten werden. Außerdem brauchen wir geschlossene Kreisläufe auf den Betrieben, eine Dezentralisierung der Schlachtstätten sowie weniger Tiertransporte.“

Dr. Nora Irrgang, Nutztier-Expertin bei VIER PFOTEN

Um einen Ausbruch der Aviären Influenza einzudämmen und zukünftige Seuchenausbrüche zu vermeiden, fordert VIER PFOTEN:

  • Eine Abkehr von der intensiven Geflügelhaltung – es müssen im Sinne des Tierschutzes der Nachhaltigkeit und der Seuchenbekämpfung, weniger Nutztiere gehalten werden.
  • Eine Dezentralisierung von tierhaltenden Betrieben sowie eine Förderung kleiner Betriebe mit weniger Tieren muss stattfinden.
  • Keine Massentötung als alleinige Bekämpfungsmaßnahme. Notwendige Tötungen bei Tieren, die erkrankt sind, müssen unter allen Umständen so ablaufen, dass Leiden bei den Tieren verhindert wird.
  • Die EU und ihre Mitgliedsstaaten müssen in die Entwicklung wirksamer Markerimpfstoffe gegen die hochpathogene Form der aviären Influenza investieren und Pilotprojekte zur Testung präventiver Impf- und Überwachungsprogramme müssen gefördert werden.
  • Freilandbetriebe müssen ihre Ställe mit einem Wintergarten ausstatten, um den Tieren bei einem Geflügelpestausbruch weiterhin mehr Platz und Tageslicht bieten zu können, um Verhaltensprobleme wie Federpicken und Kannibalismus zu verhindern.

Vorkehrungen, die Betriebe vor Ansteckungen schützen (Biosicherheitsmaßnahmen) müssen entlang der gesamten Produktionskette umgesetzt werden.

Oliver Windhorst

Pressesprecher für Tiere in der Landwirtschaft

presse-d@vier-pfoten.org

+49 151 183 515 30

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

Jetzt Teilen!

Suche