Strafanzeige gegen zwei niedersächsische Schlachtbetriebe
Auf Legehennen mit Metallstangen eingeschlagen und von Hund minutenlang gehetzt
Hamburg, 18. November 2021 – Wegen des Verdachts der Tierquälerei hat VIER PFOTEN Strafanzeige gegen zwei Legehennen-Schlachtbetriebe in den niedersächsischen Landkreisen Diepholz und Cuxhaven sowie gegen die verantwortlich Handelnden der Tiertransporte zu diesen Schlachtbetrieben erstattet. Videoaufnahmen, die VIER PFOTEN zugespielt wurden, dokumentieren nach Einschätzung der globalen Stiftung für Tierschutz tierquälerische Zustände auf den Schlachthöfen. Auf dem Video des Schlachtbetriebs im Landkreis Diepholz ist zu sehen, wie Mitarbeiter mit Metallstangen auf zur Schlachtung vorgesehene Legehennen einschlagen und nicht eingreifen, als ein Hund Hühner minutenlang augenscheinlich zu Tode hetzt. Die Tiere waren zuvor aus einem auf der Anlage stundenlang abgestellten Tiertransporter entkommen. VIER PFOTEN liegt außerdem Videomaterial von einem weiteren Schlachthof vor, aus dem hervorgeht, dass dort Legehennen länger in Transportkisten ausharren mussten, als gesetzlich erlaubt ist.
Vorschrift: Tränken nach zwei Stunden, füttern nach sechs Stunden
Aufnahmen vom Schlachthof im Landkreis Diepholz zeigen, dass Legehennen nach Ankunft des Tiertransporters auf dem Gelände gesetzeswidrig elf Stunden in aufeinander gestapelten Transportkisten im LKW auf ihre Schlachtung warten mussten. Auf dem Schlachthof im Landkreis Cuxhaven wurden Standzeiten von fünf Stunden dokumentiert. Beides ist nach geltendem Tierschutzrecht nicht erlaubt. Tiere, die in Behältnissen angeliefert werden, müssen nach maximal zwei Stunden getränkt und nach sechs Stunden gefüttert werden: Doch eingepfercht in aufeinandergestapelten Kisten auf dem LKW ist dies technisch nicht möglich. Deswegen müssten sie spätestens zwei Stunden nach der Ankunft entladen werden. Das ist hier nicht passiert.
Qualvoller Tod wird in Kauf genommen
Tiertransporte sind insbesondere für ausgediente Legehennen eine Qual. Diese Tiere haben keinen ökonomischen Wert mehr, sie leiden extrem und viele sterben noch während des Transports an Überhitzung, Sauerstoffmangel oder Verletzungen. Lange Transportzeiten und zusätzliche Standzeiten am Schlachthof selbst führen regelmäßig zu zahlreichen verendeten Tieren, die einfach in Kauf genommen werden.
„Das uns vorliegende Videomaterial zeigt nur die Spitze des Eisbergs – diese Tierquälerei hat System. Die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Unser Appell an die neue Regierung lautet daher: Wir brauchen strengere Gesetze, mehr und effizientere Kontrollen sowie härtere Strafen. Es darf nicht bei Lippenbekenntnissen bleiben. In den Koalitionsvertrag gehören ein Ende der Massentierhaltung, das Verbot grausamer Tiertransporte und die Reduktion der Tierbestände“, sagt Rüdiger Jürgensen, Geschäftsführer VIER PFOTEN Deutschland.
Die Forderungen von VIER PFOTEN zum Transport von Geflügeltieren
- EU-weite maximale Transportzeit für Geflügel von vier Stunden
- Maximale Verweildauer in den Transportkisten von sechs Stunden
- Verbot von Transporten von Legehennen am Ende der Nutzung bei Außentemperaturen <15°C oder >25°C
- Verbot aller anderen Geflügeltransporte bei Außentemperaturen von <5°C oder >25°C
- Verpflichtende Ausstattung mit Navigationsgeräten und Temperaturmessgeräten (Thermometer und Hygrometer) aller Transportfahrzeuge
Strengere Kontrollen und Sanktionen
Oliver Windhorst
Pressesprecher für Tiere in der Landwirtschaft+49 151 183 515 30
VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg
VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen.