
Bundesrat entscheidet morgen für oder gegen Tierwohl
Verpflichtende Haltungskennzeichnung und Ferkelkastration
Hamburg, 19. September 2019 – Morgen berät der Bundesrat über zwei wichtige Tierschutz- und Verbraucherthemen. Zum einen werden die Ratsmitglieder entscheiden, ob sie dem Antrag Niedersachsens zur Einführung einer verpflichtenden Haltungs- und Herkunftskennzeichnung folgen werden. Zum anderen steht die Verordnung zur Durchführung der Betäubung mit Isofluran bei der Ferkelkastration auf der Tagesordnung – dabei geht es darum, ob Landwirte ihre Ferkel selbst betäuben dürfen. Bisher ist das nur Tierärzten erlaubt. VIER PFOTEN fordert vom Bundesrat zwei Entscheidungen für mehr Tierschutz.
Zustimmen: verpflichtende Haltungskennzeichnung
Als Reaktion auf das freiwillige staatliche Tierwohlkennzeichen von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner fordert Niedersachsen mit seinem Antrag eine verpflichtende Haltungskennzeichnung. VIER PFOTEN begrüßt den Vorstoß als notwendigen Schritt, um nachhaltige Verbesserungen in der Nutztierhaltung zu schaffen und fordert den Bundesrat auf, dafür zu stimmen.
Die jetzt beantragte verpflichtende, flächendeckende Haltungskennzeichnung stellt die Weichen für mehr Tierschutz, ganz im Gegensatz zur zuletzt von der Regierung beschlossenen freiwilligen staatlichen Tierwohlkennzeichnung. Hier verstoßen die Kriterien in der Einstiegsstufe in einigen Fällen gegen die gesetzlichen Vorschriften und bieten für Millionen betroffener Tiere keine Verbesserungen. Damit wird Tierqual nicht nur weiter toleriert, sondern auch noch mit einem staatlichen Tierwohlkennzeichen legitimiert und ausgezeichnet.
Ablehnen: Isofluran-Betäubung von Ferkeln durch LandwirtInnen
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bleibt seiner ausschließlich an wirtschaftlichen Interessen ausgerichteten Politik treu. Nach der Fristverlängerung der betäubungslosen Ferkelkastration bis Ende 2020 folgt nun mit dem Antrag zur Isofluran-Ferkelbetäubung der nächste Vorstoß gegen den Tierschutz. VIER PFOTEN lehnt diesen Antrag ab und fordert den Bundesrat auf, dagegen zu stimmen.
Bei der Verordnung zur Durchführung der Betäubung mit Isofluran bei der Ferkelkastration durch sachkundige Personen geht es darum, dass TierhalterInnen Ferkel selbst, und nicht der Tierarzt, betäuben dürfen. Das dazugehörige Fachwissen sollen sich die Betreffenden über einen Kurz-Lehrgang aneignen. Damit werden Narkosemittel und Kastration in die Hände von LandwirtInnen gelegt, obwohl für diese Eingriffe eine medizinische Ausbildung nötig ist.
Niemand kann kontrollieren, ob die Tiere eine Narkose erhalten und ob diese richtig erfolgt. Eine nachträgliche Entwurfsänderung verstärkt das Problem: LandwirtInnen dürfen demnach auch alte Narkosegeräte ohne digitale Aufzeichnungskontrolle nutzen – den Betäubungsnachweis liefern sie selbst durch ihre eigenen handschriftlichen Aufzeichnungen. Kontrolle? Fehlanzeige!
VIER PFOTEN fordert die Länder auf, nicht weiter die Skandale der Bundesregierung zu dulden: Skandale der Bundesregierung
VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen.