Schafe im Schnee

Einkaufsratgeber Wintermode

Von Wolle bis Daunen – ein Herz für Tiere zum Fest der Liebe

14.10.2020

Jedes Jahr in der kalten Jahreszeit steigt die Nachfrage nach Winterbekleidung. Zum einen wappnen sich viele mit neuen warmen Jacken, Schals oder Pullovern gegen die Kälte, zum anderen sind diese Textilien beliebte Weihnachtsgeschenke. Wer nicht nur ein Herz für seine Liebsten, sondern auch für die Tiere hat und auf tierleidfreie Einkäufe Wert legt, der sollte bei Kleidung aus Daunen, Wolle, Pelz, Kunstpelz oder Leder einiges beachten. 

Wolle

Bei der in Deutschland erhältlichen Bekleidung aus Wolle ist vor allem das sogenannte „Mulesing“ ein Problem. Schafhalter schneiden ihren Lämmern große Streifen Haut um den Po herum ab – meist ohne ausreichende Betäubung. Diese blutige Prozedur wird ausschließlich in Australien betrieben, dem weltweit größten Wollproduzenten. 75% der Wollexporte und 90% der feinen Merinowolle für den globalen Textilmarkt stammen von dort. Grund für das Mulesing ist die Fliegenmadenkrankheit (Myiasis), die durch das Abschneiden von Hautfalten verhindert werden soll. VIER PFOTEN spricht sich vehement gegen Mulesing aus. Die globale Stiftung für Tierschutz engagiert sich dafür, dass Textilunternehmen ausschließlich mulesing-frei zertifizierte Woll-Produkte anbieten. Inzwischen haben sich mehr als 180 internationale Bekleidungsmarken gegen Mulesing ausgesprochen. Auch beim Kauf von Wollgarnen für den selbstgestrickten Pullover sollten Konsument*innen vorsichtig sein. Denn auch Strickgarne können von australischen Mulesing-Schafen stammen.

VIER PFOTEN rät bei Wolle: Verbraucher*innen können sich vor dem Einkauf über Marken und Händler direkt im Geschäft oder im Internet informieren. Folgende Labels zeichnen Wolle aus, die frei von Mulesing ist: Responsible Wool Standard (RWS), ZQ Merino, Nativa und New Merino. Alle anderen Marken können Mulesing-Produkte beinhalten. Bei australischer Wolle gilt das sogar für Bio-Siegel, denn diese schließen in Australien Mulesing nicht aus.

Merino Schaf

Kaschmir, Mohair und Alpaka-Wolle

Kaschmirziegen, Angoraziegen und Alpakas leiden vor allem unter den fehlenden Tierwohlrichtlinien in den größten Produktionsländern. Die Tiere werden meist extensiv gehalten. Das bedeutet, dass sie den Großteil draußen auf der Weide oder in der Steppe sich selbst überlassen werden. Die Folgen sind oft unzureichende Verpflegung, kein Schutz vor Wind und Wetter, ausbleibende oder zu späte ärztliche Versorgung sowie eine fehlende Mensch-Tierbeziehung. Letztere löst vor allem Stress und Panik aus, wenn es zur Schur oder notwendigen Behandlungen (z.B.: Wurmkur) kommt, da die Tiere sehr scheu und den Kontakt nicht gewohnt sind.

Fuchs Porthos in TIERART

Worauf sollte man bei Alpaka-Wolle achten?

Alpaka-Wolle liegt voll im Trend. In Deutschland werden rund 20.000 Alpakas gehalten. Allerdings leben 3,5 Millionen der weltweit rund 4,4 Millionen Tiere in Peru. Aus dem Andenstaat stammt 90% der für den Weltmarkt produzierten Alpakawolle. Problematisch: Es gibt bei der Alpaka-Haltung noch keine Tierwohlstandards. Damit die Tiere nicht weglaufen, werden diese zur Schur oft mit Seilen in einer Art Schurvorrichtung festgebunden. Alpakas haben dabei Todesängste und fangen vor lauter Stress und Angst an, Speisebrei hochzuwürgen.

Wie sieht es bei Produkten aus Kashmir aus?

Kaschmir ist das ultraweiche Unterhaar von Kaschmirziegen, das vor allem für Pullover und Accessoires im Premium-Bereich verwendet wird. 90% der Kaschmirproduktion stammt aus China, der Mongolei und Tibet und in kleineren Mengen wird auch in Afghanistan, Iran und sogar Australien und Neuseeland produziert. Jährlich leiden über 100.000 Kaschmirziegen vor allem unter dem sogenannten „Kämmen“. Um an das besonders feine Unterhaar zu kommen, wartet man nicht ab, bis die Tiere es von allein auf natürliche Art und Weise verlieren: Statt das Unterhaar vorsichtig herauszukämmen, wird es den Tieren im Akkord mit Metallkämmen schmerzhaft herausgerissen. Es gibt einen Kaschmirstandard, der leider genau dieses Problemthema nicht verhindert. Deshalb rät VIER PFOTEN davon ab, Kaschmirprodukte zu kaufen.

Auf was muss ich bei Mohair-Produkten achten?

Mohair bedeutet aus dem Arabischen übersetzt: „Stoff aus Haaren“. Die Wolle stammt von Angora-Ziegen und gehört zu den leichtesten Textilfasern, die es gibt. Je älter ein Tier ist, desto dicker sind seine Haare. Das lange weiß-gelockte Fell ist besonders seidig und weich und deswegen in der Textilindustrie heiß begehrt. Die Wolle wird verwendet, um Pullover, Mützen, Schals, aber auch Decken, Teppiche, Perücken und Kinderspielzeug herzustellen. Die Hälfte des weltweit vertriebenen Mohairs stammt aus Südafrika. Der Rest kommt aus den USA, Australien und der Türkei. Millionen Angoraziegen müssen für ihr begehrtes Haar leiden. Ein Tierwohlstandard ist derzeit in der Entwicklung aber noch nicht getestet.

VIER PFOTEN rät bei Kaschmir, Mohair und Alpaka: Da Tierwohl-Standards entweder noch nicht ausreichend geprüft sind oder Probleme nur unzulänglich angegangen werden, rät VIER PFOTEN von der Verwendung bzw. dem Kauf dieser Garne ab. VIER PFOTEN steht im ständigen Austausch mit Zertifizierern und dem Handel, um Verbesserungen für die Tiere zu erwirken. Positive Eigeninitiativen von Marken und dem Handel sind hier ein wichtiger Hebel, um langfristige Verbesserungen zu gewährleisten.

Angorawolle

Angorawolle ist besonders flauschig, stammt vom Angora-Kaninchen und wird als Luxustextil gehandelt – ebenso wie Kaschmir und Mohair. 90% der Angorawolle stammt aus China. Das Land hält rund 50 Millionen Tiere. In China gibt es keine Tierschutzgesetze und Tierquälerei wird nicht bestraft. Angora-Kaninchen werden alle drei Monate grausam gerupft oder geschoren. Nach zwei bis fünf Jahren wartet auf die Kaninchen die Schlachtbank. Die Kaninchen werden systematisch überzüchtet, sodass es zu Sehbehinderungen und Augenkrankheiten kommen kann und aufgrund des unnatürlich starken Fellwuchses können die Tiere Hitze nicht mehr selbst regulieren. Zudem sind Angora-Kaninchen sehr soziale Tiere und brauchen Gesellschaft und viel Platz zum Rumhoppeln. Deshalb ist es nicht artgerecht, die Hasen ihr ganzes Leben in winzig kleine Käfige zu sperren. Durch diese Haltung können sie kaum ihre natürlichen Verhaltensweisen ausüben. Es kommt durch den Platzmangel zu Deformationen der Wirbelsäule, Verletzungen an den Pfoten und Beinen sowie Verhaltensstörungen und Aggressionen durch die Unterforderung.

VIER PFOTEN rät bei Angorawolle: Es gibt keine tierfreundliche Produktion von Angorawolle und daher ist auch jeder Angora-Tierwohlstandard inakzeptabel. Deshalb lehnt VIER PFOTEN die Verwendung und den Kauf von Angorawolle vehement ab.

Angora Kaninchen

Daunen

Daunen in Jacken, Kissen, Decken und ähnlichen Produkten stammen in der Regel von Gänsen und Enten aus der Intensivtierhaltung. Und damit nicht genug – im schlimmsten Fall leiden die Tiere unter grausamem Lebendrupf oder Stopfmastproduktion.

VIER PFOTEN rät bei Daunen: Möchten Verbraucher*innen Tierleid ausschließen, empfiehlt VIER PFOTEN, auf Daunen-Alternativen (siehe Liste weiter unten) zurückzugreifen. Diese nehmen es in Punkto Wärme und Qualität locker mit Daunen auf. Wer auf Daunen nicht verzichten kann, kann sich vor dem Einkauf über Marken und Händler direkt im Geschäft oder im Internet informieren. Folgende Labels schließen Lebendrupf und Stopfmast aus: Responsible Down Standard (RDS), Global Traceable Down Standard (Global TDS) oder Downpass 2017.

Gans nach der Lebendrupf

Pelz

Mützen mit Pelz-Pompoms, Fellbesatz an Kapuzen, Krägen, Handschuhen oder Schuhen: Hinter jeder noch so kleinen Echtpelzapplikation verbirgt Sich enormes Tierleid. Millionen Nerze, Füchse oder Marderhunde werden dafür in Pelzfarmen in engen Käfigbatterien gezüchtet. Andere Wildtiere werden mit Fallen getötet.

VIER PFOTEN setzt sich für ein pelzfreies Europa ein und ist als Repräsentant des „Fur Free Retailer Program“ in Deutschland, Österreich, Bulgarien, Südafrika und Australien maßgeblich daran beteiligt, große Modehäuser zu einer pelzfreien Zukunft zu bewegen. Dass Pelz ein Auslaufmodell ist zeigt auch die aktuelle VIER PFOTEN-Marktanalyse. Der Großteil der umsatzstärksten Marken und Händler in Deutschland hat Echtpelz aus seinen Kollektionen verbannt. 

VIER PFOTEN rät bei Pelz: Finger weg! Tierfreundlich produzierten Pelz gibt es nicht, auch die Zertifizierungsprogramme der Pelzindustrie bieten keine höheren Tierschutzstandards. Echtpelz ist häufig nicht als solcher klar gekennzeichnet und Kunstpelz für Verbraucher aufgrund des Aussehens oder Preises oft nicht zuverlässig erkennbar. VIER PFOTEN rät daher sich im Zweifel auf der Fur Free Retailer Webseite zu informieren, dort finden sich garantiert pelzfreie Unternehmen.

Marderhunde im Käfig

Leder

Leder wird oft als sogenanntes Nebenprodukt der Fleischproduktion wahrgenommen. Aber auch die Herstellung von Leder ist mit Schmerzen für die Tiere verbunden. Informationen darüber, woher Unternehmen Leder für Schuhe, Gürtel oder Jacken beziehen, gibt es kaum – und somit gibt es auch keinen Tierschutzstandard. Außerdem sind bisher kaum Herkunftslandbezeichnungen auf Lederprodukten zu finden. VIER PFOTEN ist derzeit kein Unternehmen bekannt, dass die komplette Lederlieferkette im Hinblick auf Tierschutzaspekte transparent offenlegt.

VIER PFOTEN rät bei Leder: VIER PFOTEN fordert tierfreundliche Verbraucher dazu auf, auf Lederprodukte zu verzichten. Es gibt bereits viele attraktive Leder-Alternativen.

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Alternativen zu Tierprodukten

  • Wollalternativen: Organische Baumwolle, Lyocell/Tencel, Hanf, Leinen, Modal, Recyceltes Acryl
  • Daunenalternativen: Mais/PLA, PrimaLoft, Bambus, Organische Baumwolle, Kapok, Arvenspäne, Recyceltes Polyester
  • Lederalternativen: Ananasleder (Piñatex), Pilzleder (MuSkin), Leder aus Fasern der Bananenpflanze (Bananatex) oder Kunstleder (Polyurethan)

Warme und gemütliche Winterkleidung geht auch Tierfreundlich!

Am besten ist es, wenn man auf pflanzliche Naturfasern wie Baumwolle setzt. So kann man ganz sicher sein, dass kein Tier für den Pulli oder Schal leiden musste. Wenn es doch Wolle oder Daune sein soll, immer unbedingt auf Gütesiegel achten und beim Hersteller nachfragen.

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