Kleintiere als Heimtiere
Kleintiere sind nur für engagierte Familien geeignet
Der Begriff „Kleintiere“ bezieht sich auf kleine Tiere, dabei meistens — aber nicht ausschließlich — auf Nagetiere, die als Heimtiere gehalten werden. Zu den bekannten Vertretern, gehören Meerschweinchen, Hamster, Kaninchen, Mäuse und Ratten.
Unabhängig davon, wie klein sie sind, hat jede Art Bedürfnisse, die von ihren Haltern erfüllt werden müssen, denn die Tiere sind ihr ganzes Leben lang von der menschlichen Fürsorge abhängig, was Ernährung, Unterbringung, Beschäftigung und die Gesellschaft von Sozialpartnern betrifft. Wenn eine Familie ein Kleintier als Heimtier aufnehmen möchte, sollte sie sich vorab über die Bedürfnisse des Tieres informieren, um sicherzustellen, dass sie diese erfüllen kann.
Kleintiere haben besondere Bedürfnisse
Aufgrund ihrer Größe werden Kleintiere als „einfache“ Heimtiere und „Anfängertiere“, ideal für Kinder angesehen. Sie brauchen scheinbar nur wenig Platz, machen wenig Arbeit und benötigen nicht viel Aufmerksamkeit. Ein trauriger Irrglaube, wie es sich im Folgenden zeigen wird.
Untersuchungen bei Haltern von Kleintieren haben gezeigt, dass viele unzureichende Kenntnisse über die artgerechte Pflege ihrer Tiere haben. Die Tiere werden oft in zu kleinen Gehegen gehalten, haben nicht ausreichend Bewegungsfreiraum und zu wenig Beschäftigungsmöglichkeiten. Ihre Ernährung ist oft nicht artgemäß, sie werden falsch behandelt und viele der sozialen Arten werden einzeln gehalten. Hinzu kommt, dass die Halter nicht auf eine ausreichende tierärztliche Versorgung achten, was die Lebenserwartung der Tiere verringern kann. Die Untersuchungen wiesen zudem auf, dass die Tierhalter nicht in der Lage waren, das Verhalten ihrer Tiere zu verstehen. Ein genauer Blick in die Anatomie der Tiere, ihr natürliches Verhalten und ihre sozialen Bedürfnisse zeigen, dass Kleinsäuger viel mehr sind als “einfache Anfängertiere” für Erwachsene und Kinder.
Natürliches Verhalten
Die natürlichen Wach- und Schlafzyklen der Kleintiere hängen von ihrer artspezifischen Aktivitätszeit ab (tag-, dämmerungs- und nachtaktiv). Viele Arten sind nachtaktiv, was bedeutet, dass sie von Natur aus nachts wach und in Bewegung sind und tagsüber schlafen. Das Leben dämmerungs- und nachtaktiver Kleintiere (Hamster, Mäuse, Ratten, Kaninchen) ist nicht mit einer lebhaften und lauten Umgebung eines Kinderzimmers oder eines von der Familie bewohnten Wohnzimmers vereinbar. Die ständige Störung ihres Schlafs durch den Lärm und die Lichtintensität schadet der Gesundheit und dem Wohlbefinden der Tiere.
Kleintiere sind auch Beutetiere, sie werden von Raubtieren erjagt, gefangen und gefressen. Sie sind daher empfindlich gegenüber plötzlichen Bewegungen und können sich bedroht fühlen, wenn sie angefasst werden. Kaninchen und Meerschweinchen können aus Angst in eine Schreckstarre verfallen, eine Körperhaltung, die falsch interpretiert werden kann. Eine plötzliche Bewegung oder ein ungewohntes Geräusch kann bei den kleinen Tieren Panik auslösen, so dass sie entweder versuchen, wegzulaufen oder sie erstarren. Erwachsene und Kinder müssen das Verhalten von Kleintieren verstehen, um sie angemessen behandeln zu können und ihnen keinen Stress zu bereiten.
Anatomie
Der Körperbau vieler Kleintiere ist sehr zart, so dass die Tiere durch eine falsche Handhabung schnell verletzt werden können. Hamster gelten als die Tiere, bei denen es häufig zu Knochenbrüchen kommt, wenn sie zu fest gehalten werden. Der Schwanz von Wüstenrennmäusen kann im schlimmsten Fall abbrechen, wenn man das Tier daran hochzieht.
Meerschweinchen haben für ihre Größe ein verhältnismäßig zerbrechliches Skelett, ein Sturz aufgrund falscher Handhabung kann auch bei ihnen zu Knochenbrüchen führen. Da die kleinen Tiere ihre Schmerzen verbergen (eine Instinkthandlung von Beutetieren), besteht ein hohes Risiko, dass Brüche unbemerkt und somit unbehandelt bleiben.
Soziale Bedürfnisse von Kleinsäugern
Viele Kleinsäugerarten leben von Natur aus in sozialen Gruppen, wobei der Hamster die Ausnahme darstellt. Hamster leben hauptsächlich als Einzeltiere und sollten als solche gehalten werden. Kaninchen, Meerschweinchen, Ratten und Mäuse sind allesamt soziale Arten, die einen Sozialpartner der gleichen Art benötigen. Artübergreifende Gruppen und Einzelhaltung dieser sozialen Tiere kann nicht nur ihr psychisches Wohlbefinden, sondern auch ihre körperliche Gesundheit beeinträchtigen.
Kleintiere als Heimtiere für Kinder
Das Aufwachsen mit einem Heimtier hat viele Vorteile für die Entwicklung von Kindern. Sie gewinnen an Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen; sie lernen, vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen, entwickeln Mitgefühl und Empathie sowie Verantwortung und Respekt gegenüber anderen Lebewesen.
Allerdings sind Kinder jedoch in der Regel nicht in der Lage, sich selbstständig um ein Heimtier kümmern zu können und brauchen die Unterstützung ihrer Eltern. Wenn ein Kind ein Heimtier haben möchte, sollte die Entscheidung von der ganzen Familie getragen werden und die Verantwortung für das Heimtier muss bei den Eltern liegen, nicht bei dem Kind.
Kinder wünschen sich oft ein Tier, aber der Reiz am neuen Familienmitglied geht schnell vorbei und die Verantwortung kann langweilig werden, wenn neue Interessen die Oberhand gewinnen. Daher muss der Erwerb eines Heimtiers die Entscheidung der Eltern sein. Sie müssen bereit sein, die jahrelange Verantwortung für das Tier zu übernehmen. Wenn Eltern dazu nicht in der Lage sind, ist es empfehlenswert, erst dann ein Heimtier aufzunehmen, wenn die Zeit dafür reif ist. Wir empfehlen die 30-Tage-Challenge für Kleintiere als Entscheidungshilfe, ob der richtige Zeitpunkt da ist. Wenn er gekommen ist, gibt es viele Punkte zu berücksichtigen. Die folgenden Informationen werden Ihnen bei dieser Entscheidung helfen.
Welches Heimtier passt zu meiner Familie?
Es ist sehr wichtig, dass Sie so viele Nachforschungen wie möglich anstellen, um das richtige Heimtier für Ihre Familie und Ihren Lebensstil zu finden.
Wenn Sie, nachdem Sie die Informationen gelesen haben, sicher sind, dass Sie alle Voraussetzungen für die Haltung eines Heimtiers erfüllen, bleibt die Frage, welches Kleintier am besten zu Ihrer Familie und Ihrem Lebensstil passt. Jede Kleintierart hat ihre eigenen Bedürfnisse und diese müssen erfüllt werden. VIER PFOTEN hat zur weiteren Orientierung Informationen zu Kaninchen, Meerschweinchen, Ratten und Mäusen als Heimtiere zusammengestellt:
Ein Heimtier aus einem Tierheim adoptieren
Es gibt viele Kleintiere in Tierheimen, die auf ein Zuhause warten. Bei der Suche nach einem Heimtier sollte Ihre erste Anlaufstelle immer Ihr örtliches Tierheim sein. Die gut geschulten Mitarbeiter des Tierheims oder der Auffangstation beantworten gerne Ihre Fragen und beraten Sie bei der Auswahl des richtigen Tieres. Viele Kleintiere werden in Tierheimen abgegeben, weil sie für Kinder erworben wurden oder von Familien, die sich nun nicht mehr darum kümmern wollen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie den Tieren ein verantwortungsvolles und liebevolles Zuhause für ihr ganzes Leben bieten können.