Petfluencing
Wo sind die Grenzen zum Tierleid?
Wer oder was sind eigentlich Petfluencer?
Der Begriff „Petfluencer“ setzt sich aus den englischen Wörtern „pet“, zu Deutsch Heimtier, und „Influencer“ zusammen. Influencerinnen und Influencer sind Menschen, die eine große Reichweite in den sozialen Medien haben und ihre Community durch ihre Postings beeinflussen (eng. to influence) können. „Petfluencerinnen“ bzw. „Petfluencer“ sind also Social-Media-Accounts, die sich ganz um das Heimtier drehen.
Das „Petfluencen“ ist jedoch gar kein neuer Trend, der in den letzten Jahren aufgekommen ist. Das Abbilden von Heimtieren in Kunst und Kultur hat eine jahrhundertlange Historie. So gab es beispielsweise schon im alten Ägypten zahlreiche Statuen und Malereien, die Katzen abbildeten. Und auch zu Social-Media gehören Tiere schon immer dazu: das erste Video auf YouTube war ein paar Sekunden langer, Clip aus dem Zoo und das erste Bild, dass auf Instagram geteilt wurde, zeigt den Hund von Instagram Mitgründer Kevin Systrom.
Warum sind tierische Internetstars so erfolgreich?
Ganz einfach: Fast alle Menschen mögen Tiere. Allein im Jahr 2022 hatten fast die Hälfte (46%) aller deutschen Haushalte ein Heimtier1. Auch deshalb sind die Tier-Influencer so offen für vielfältige Zielgruppen. Sie sind süß, kuschelig, majestätisch anzusehen und unfassbar interessant. Fotos und Videos von süßen Vierbeinern anzuschauen, verringert Stress und macht einfach glücklich. Auch im modernen Marketing ist es bekannt, dass Werbung mit Tieren sehr gut ankommt. Eines der bekanntesten Beispiele hierfür wäre die lila „Milka-Kuh“. Bei der Werbung gilt, genau wie bei Instagram-Beiträgen der „Aww-Effekt“. Die süßen Tiere lösen in uns positive Emotionen2 aus und bleiben uns auch länger in Erinnerung. Außerdem ist der Content mit Tieren (in der Regel) augenscheinlich nicht problematisch. Ein niedliches Hundefoto regt nicht zum Nachdenken an, man kann es einfach genießen.
Beliebt sind natürlich vor allem die „klassischen“ Heimtiere. Hund und Katze führen die Liste mit den am meisten gefolgten Accounts an und sind auch am häufigsten vertreten. Auch Kaninchen und Meerschweinchen gibt es. Leider werden auch in Heimtiervideos viele Inhalte oft falsch interpretiert. So mögen uns beispielsweise Videos mit vermeintlich "spielenden" Hunden auf der Wiese witzig erscheinen, sind aber im Bereich der Jagd oder gar des Mobbings anzusiedeln - für das gejagte oder gemobbte Tier bedeutet das überhaupt keinen Spaß.
Doch da hört die Liste noch nicht auf. Es existieren auch zahlreiche Accounts, die Wildtiere zeigen: Füchse, Waschbären, Igel und viele andere Tierarten, die eigentlich nicht in die Obhut von Privatpersonen gehören. Die Tiere werden teilweise wie Heimtiere behandelt. Sie werden gebadet, gekrault und dürfen in der Wohnung leben, obwohl es sich um Wildtiere handelt. In den sozialen Medien muss der Content herausstechen und im Gedächtnis bleiben. Dafür muss er besonders sein. Auch deshalb sind vor allem Exoten und Wildtiere so beliebt.
Enge Kleidung oder Accessoires schränken die Tiere in ihrer Bewegung ein und können den Wärmehaushalt des Tieres negativ beeinflussen
Für Online-Trends werden viele Heimtiere oft in Kostüme gesteckt, erschreckt, damit sie "lustig" reagieren, oder gezwungen, Kunststücke vorzuführen. Solche Aktivitäten gehören in vielen Fällen nicht zu ihrem natürlichen Verhalten, so dass die Tiere in Stresssituationen geraten. Oft zeigen die Tiere Stresssymptome, die entweder übersehen oder sogar als „süß“ bezeichnet werden. Tierhalterinnen und Tierhalter sollten sich grundsätzlich mit der Kommunikation ihrer Tiere und der entsprechenden Tierart auseinandersetzen, um ihre Ausdrucksweisen und Verhalten lesen und interpretieren zu können. Bei Hunden sind dabei z.B. Signale wie Stresshecheln (welches oft mit einem „süßen Lächeln“ verwechselt wird), Schnauzenlecken oder Kopf wegdrehen zu nennen.
Weitere Stressfaktoren für Tiere
Auch das bloße Setup beim Drehen der Videos kann bei den Tieren zu Stresssituationen führen: Geräusche, helle Lichter, die direkt auf das Tier gerichtet sind und hektische Bewegungen können bei Tieren Stress oder Angst auslösen. Insbesondere Fluchttiere wie Hamster, Meerschweinchen oder Kaninchen sind von Natur darauf konditioniert, vor solchen Dingen wegzulaufen.
Wildtiere sind keine Heimtiere
Zu den problematischen Auftritten in den sozialen Medien gehört auch die Präsentation von Wildtieren, die oft als Heimtiere in der Wohnung gehalten werden. Es wird mit ihnen gekuschelt und sie werden mit Accessoires behängt. Eine solche Haltung kann den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus, insbesondere bei nachtaktiven Tieren, stören. Zudem motivieren solche Videos die Zuschauerinnen und Zuschauer, sich ein exotisches Tier zuzulegen, ohne über die Sachkenntnis in artgerechter Haltung zu verfügen. VIER PFOTEN fordert aus diesem Grund eine Positivliste für Heimtiere.
Eine besonders abartige Variante des Petfluencing: Fake-Rettungsvideos
Auch Videos, in denen heldenhaft Welpen, Katzen oder auch andere Tiere „gerettet“ werden, die von gefährlichen Raubtieren wie Schlangen bedroht werden, können problematisch werden. Die Tiere werden absichtlich in lebensbedrohliche Situationen gebracht, um ihrem Helden so viele Likes und Klicks wie möglich zu bescheren.
Persönlichkeitstest
Wärst du bereit für eine Karriere im Petfluencing?
Frage - von -
Welches Heimtier ist besser geeignet, um einen Petfluencer Kanal zu eröffnen.
Wie würdest du dein Heimtier am liebsten im Internet präsentieren?
Auf Social Media geht ein Trend herum, der zeigt, wie Menschen ihre Heimtiere erschrecken. Fast alle Videos, die den Trend machen, gehen viral. Machst du auch mit?
In deinem Garten wohnt derzeit ein kleiner Igel. Er lässt sich von dir anfassen und hochheben und ein Bekannter bekommt die Idee, ein Video zu machen, wie dein Heimtier mit dem Igel herumtollt. Eine gute Idee oder eher nicht?
Dein Heimtier ist gerade ein wenig in deinem Haus herumgeklettert und steckt jetzt fest. Es sieht sehr lustig aus. Was machst du?
Eine Marke für Tierkostüme kommt per Direktnachricht auf dich zu und möchte einen Werbedeal mit dir machen, bei dem du ein Kostüm aus deren Sortiment bewirbst und dafür bezahlt wirst. Nimmst du das Sponsoring an?
Eine “Mit-Petfluencerin” postet ein Video, wie ihr Hund mit großer Wucht gegen eine Glastür rennt und danach verdattert guckt. Dazu wird lustige Musik gespielt. Repostest du das Video in deiner Story?
Erreichte Punkte:
What the...
Wir können es kaum glauben.
Keine deiner Antworten war richtig. Das zeugt nicht gerade von viel Wissen über Tiere und ihre Bedürfnisse. Aber das muss nicht so bleiben. Lies dir doch unsere Ratgeber auf der Website durch und lerne so, was gut für Tiere ist und was nicht.
Wie würde Meister Yoda sagen?
Noch viel lernen du musst, junger Petfluencer.
Du hast schon die eine oder andere richtige Antwort gegeben. Aber zu einem tierfreundlichen Petfluencer bist du noch nicht geworden. Doch das muss nicht so bleiben. Lies dir doch unsere Ratgeber auf der Website durch und lerne so, was gut für Tiere ist und was nicht.
Nobody is perfect
Aber was nicht ist, kann noch werden.
Einige Antworten sind noch nicht richtig. Aber sicher weißt du noch, wo du falsch gelegen hast. Probier es nochmal, denn durch Wiederholungen lernt man.
YAY!
Wir sind der Meinung, das war spitze!
Alles richtig beantwortet. Respekt! Trotzdem lass dir eines gesagt sein: Mit großer Reichweite kommt auch große Verantwortung. Wenn du jetzt deinem Heimtier ein Profil auf Instagram, TikTok oder Twitter anlegst, dann denke vor jedem Foto, Video uns Post immer erst nach, ob dein Tier mit dem was es machen soll auch glücklich ist.
Quellenverweis
2: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0747563215004343?via%3Dihub