Hunde, die das Schlachthaus überlebt haben
VIER PFOTEN hat in Kambodscha zum zweiten Mal ein Hundeschlachthaus geschlossen
In den letzten sechs Monaten hat VIER PFOTEN mit den Besitzern eines Hundeschlachthofes in der kambodschanischen Provinz Kampong Thom zusammengearbeitet, um diesen nicht nur zu schließen, sondern den Besitzern auch eine alternative Lebensgrundlage zu bieten, um sicherzustellen, dass sie nie wieder in diesen Handel zurückkehren. Die meisten Menschen, die in den Handel mit Hundefleisch verwickelt sind, wollen nicht in dieser Branche tätig sein, fühlen sich aber oft aus wirtschaftlicher Not dazu gezwungen. Während unserer Treffen bedankten sich die Besitzer immer wieder bei VIER PFOTEN für die Gelegenheit. Während eines besonders emotionalen Treffens brachte die Besitzerin zum Ausdruck, dass niemand ihr und ihrer Familie jemals zuvor geholfen hat, aus dem Hundefleischhandel auszusteigen und sie für immer dankbar ist, nie wieder Hunde töten zu müssen.
In der Hauptstadt Phnom Penh, war unser Team damit beschäftigt, die für die Rettungsaktion benötigten Vorräte und Zwinger vorzubereiten. Minivans wurden in Bereitschaft versetzt, um nicht nur alle Hunde in Sicherheit zu bringen, sondern auch die rostigen Käfige zu entfernen, um sicherzustellen, dass dort nie wieder ein Hund zum Schlachten gehalten wird.
Leider zog zum Zeitpunkt der Planung der Rettungsaktion der Zyklon Sinlaku über Südostasien hinweg und brachte sintflutartige Regenfälle und böige Winde mit sich. Dennoch machte sich unser Team am 2. August auf den langen, schlammigen Weg zum Hundeschlachthof, um letzte Vorbereitungen für die Rettungsaktion zu treffen.
Bei unserem Besuch fanden wir viele verängstigte und hungrige Hunde, die in zwei rostigen, schweren Metallkäfigen auf ihre Schlachtung warteten. Die Käfige versanken buchstäblich im Schlamm unter dem Gewicht der Hunde obenauf. Die meisten Hunde waren verängstigt, zitterten und versuchten ihr Bestes, sich unter den anderen zu verstecken. Andere hechelten, waren zu erschöpft, um sich zu bewegen, und versuchten einfach zu überleben. Man konnte die Angst in ihren Augen sehen, wenn ein Mensch an ihrem Käfig vorbeiging. Es herrschte ein starker, fauliger Gestank aus einer Kombination von Kot, Urin und Hitze. Alle Hunde stammten aus der Provinz Siem Reap und hatten eine quälende, mehr als vierstündige Fahrt auf einem Motorrad zum Schlachthof überlebt. Die meisten Hunde waren offensichtlich gestohlen worden, viele hatten Wunden und Schnitte. Unser Team versuchte, sie zu trösten, so gut es ging, und versorgte sie mit Futter und Wasser.
Nachdem sich der Sturm gelegt hatte und wir sicher waren, dass wir sicher reisen konnten, kehrten wir nach Kampong Thom zurück, um die Tiere zu retten und den Schlachthof für immer zu schließen.
In dieser grausamen Einrichtung wurden seit ihrer Eröffnung über 12.000 Hunde getötet. Jetzt erhalten die Besitzer eine zweite Chance auf ein völlig anderes Leben! Durch ihre lebenslange Verpflichtung, nie wieder in diesen Handel verwickelt zu werden, und durch unsere Unterstützung mit ihrem neuen Laden vor Ort ist ein weiterer Schritt zur Beendigung des Handels mit Hunde- und Katzenfleisch in Südostasien getan.
Update 5. August 2020
Der Tag begann lange vor Sonnenaufgang, als das Team in der Hauptstadt Phnom Penh fieberhaft die letzten Vorräte vorbereitete. Drei Minibusse wurden mit der für den Tag benötigten Ausrüstung beladen - Transportkisten, Leinen, Hundeleckerlis - und machten sich auf die schlammigen Straßen in Richtung Kampong Thom.
Als das Team vor Ort ankam, wurden sie von den nettesten Gesichtern begrüßt. Unsere Teamleiterin Rathany eilte zu den Käfigen, die dicht mit Hunden gefüllt waren. Langsam zählte sie 15 Hunde, von denen die meisten traurig und hoffnungslos aussahen. Sie untersuchte ihren Zustand erneut. Einige von ihnen waren stark dehydriert, andere mussten sich übergeben. Während Rathany ihre Einschätzung vornahm, lud der Rest des Teams schnell die Transportkisten aus und bereitete sie vor. Jede Kiste wurde sorgfältig mit Pinkelpads, Tränken und sogar einem Knochen für die lange dreistündige Reise zurück nach Phnom Penh vorbereitet. Einer nach dem anderen wurden die Hunde aus den Käfigen genommen, in ihre individuelle Transportkiste gelegt und schließlich in die Minibusse verladen.
Nachdem alle Kisten sicher in die Minivans verladen worden waren, hatte das Team die monumentale Aufgabe, die Transportkisten und die Schlachtanlagen zu entfernen, die schon Tausenden von Hunden das Leben gekostet hatten. Das Team musste die schweren Käfige aus dem Schlamm und Dreck heben und in die Transporter verladen. In Phnom Penh werden die Käfige zerlegt und als Metallschrott verkauft, mit dessen Erlös die Rettung weiterer Hunde finanziert werden soll.
Trotz des heutigen Erfolgs beginnt unsere Arbeit erst jetzt. Die geretteten Hunde müssen umfassend medizinisch behandelt und verhaltenstherapeutisch betreut werden, damit sie die Schrecken, die sie erlebt haben, vergessen und wieder lieben lernen. Bei unserer Partnerorganisation Animal Rescue Cambodia werden die Hunde geimpft, gebadet, kastriert und wieder gesund gepflegt. Sobald sie sich sowohl körperlich als auch seelisch von dem Trauma erholt haben, das sie erlitten haben, wird jeder Hund auf die Adoption in ein liebevolles Zuhause vorbereitet. Aber sie haben noch einen langen Weg vor sich.
Lernen Sie einige der überlebenden kennen
Daisy und Rashi
Die Welpen Daisy und Rashi wurden aus ihrem Zuhause in Siem Reap gestohlen. Sie waren hungrig, durstig und verängstigt, als wir im Schlachthof ankamen. Der Händler, der die Kiste entladen hatte, schlug mit einem großen Bambusstab auf sie ein, um sie zusammen mit anderen Hunden in den Käfig zu treiben. Hier sollten sie auf ihre Schlachtung warten. Aus Angst, verletzt zu werden, gehorchte Rashi und stieg in den Käfig. Daisy hingegen, obwohl von der Reise völlig erschöpft, wehrte sich mit aller Energie, die ihr noch geblieben war. Als die Schläge immer härter wurden, hatte sie jedoch keine andere Wahl. Die beiden Welpen waren verängstigt und allein gelassen, sie konnten auch sicher nicht verstehen, wo ihr Besitzer war und was vor sich ging.
Am Tag der Rettung:
Während die meisten Hunde normalerweise eher ängstlich und traumatisiert sind und sich vor den Transportkisten fürchten, sprang Daisy beim Öffnen der Käfigtür buchstäblich in Rathanys Arme. Sie überschüttete Rathany mit feuchten Küssen und kauerte sich an ihren Hals, als wolle sie sagen: "Bitte verlass mich nicht!"
Daisy zeigt uns, warum wir so hart dafür kämpfen, den grausamen Handel mit Hundefleisch zu stoppen. Diese Hunde sind liebe und treue Begleiter und nicht dazu da, um gegessen zu werden.
Delphi
Delphi ist eine sehr liebe junge Hündin, die von einem Hundefleischhändler, der unerwünschte Hunde gegen Töpfe und Pfannen eintauscht, auf einem Motorrad zum Schlachthof gebracht wurde. Sie war in dem auf dem Motorrad montierten Käfig so brutal eingesperrt, dass ihr Kopf gegen die rostigen Gitterstäbe gedrückt wurde, was eine offene Wunde auf ihrer Wange hinterließ. Auch Delphi leidet an einer Atemwegsinfektion, ihr rechtes Auge kann sie wegen einer weiteren Infektion kaum öffnen. Die junge Hündin muss daher sofort versorgt werden. Da sie sehr dünn ist, wird sie auch viel zu fressen bekommen.
Ethel
Ethel wollte dem Schlachthof unbedingt entkommen. Sie versuchte, sich aus ihrem Käfig zu befreien, indem sie an den schweren rostigen Stangen kaute. Leider konnten ihre Zähne die Gitterstäbe, in denen bereits Tausende von Hunden vor ihr gefangen worden waren, nicht bezwingen. Sie spürte wohl instinktiv, was mit ihr geschehen würde. Ihr Bein wurde bei ihrer brutalen Gefangennahme und demTransport schwer verletzt.
Ginger
Ginger war offensichtlich ein Haustier, bevor sie zum Schlachthof gebracht wurde. In ihrem kurzen Leben hat sie viel durchgemacht. Als sie jünger war, schnitt ihr jemand mit einem Messer die Spitze des Ohres ab. Leider ist diese Praxis in Kambodscha weit verbreite: Man glaub, Hunde auf diese Weise zu heilen oder vor Krankheiten wie Tollwut zu schützen. In Panik vor dem, was sie erwartete, starrte Ginger mit ihren großen braunen Augen ängstlich durch die Gitterstäbe ihres Käfigs.
Emma
Emma wurde leider mit der falschen Fellfarbe geboren. In Kambodscha werden schwarze Hunde oft gegessen, weil man glaubt, dass dies eine heilende Wirkung hat. Welpe Emma verstand auf jeden Fall nicht, warum sie auf der Straße eingefangen und an einen so schrecklichen Ort gebracht worden war.
Sherlock, Somphos, Special, Sabayy, Lavery, Elvis, Charlie, Brodie und Apollo
Diese 15 Hunden bekommen nun eine neue Chance. Bitte unterstützt sie und alle anderen Hunde in Kambodscha!
Update vom 6. August 2020
Heute erhielten alle geretteten Hunde ihre erste tierärztliche Untersuchung bei unserer Partnerorganisation Animal Rescue Cambodia. Die Hunde erholen sich zwar psychisch allmählich von ihren schrecklichen Erlebnissen, einige von ihnen haben aber leider ernsthafte physische Probleme, die eine intensive medizinische Behandlung erfordern. Delphi und Brodie leiden an massiven und infektiösen Bisswunden, die ihnen wahrscheinlich von anderen Hunden, die Opfer des Handels sind, zugefügt wurden. Sie bekommen nun Antibiotika, ihre Wunden warden täglich gut gereinigt. Die meisten anderen Hunde sind weiterhin dehydriert und ängstlich, aber sie lernen langsam, Menschen wieder zu vertrauen.
Hündin Daisy ist die große Ausnahme! Als sie ihre Retterin Rathany heute morgen in ihrem Zwinger erblickte, begann sie vor Freude zu tanzen. Daisy sprang erneut in Rathanys Arme, wollte knuddeln, Küsschen geben und so ihre Dankbarkeit für ihre Rettung aus dem Schlachthaus zeigen. Nach dem medizinischen Check-up blieb Rathany noch mit Daisy den Rest des Nachmittags im Zwinger, gab ihr all die Zuneigung, die sie brauchte und badete sie danach. Dabei lösten sich etliche Schichten Schmutz. Daisy zeigt uns, warum wir so hart dafür kämpfen, den grausamen Handel mit Hundefleisch zu stoppen. Diese Hunde sind liebe und treue Begleiter und nicht dazu da, um gegessen zu werden.
Obwohl diese Hunde jetzt in Sicherheit sind, ist die traurige Realität, dass überall in Kambodscha andere Hunde für ihr Fleisch geschlachtet zu werden. Unser Team wird deshalb seine Arbeit nicht eher beenden, bis der Handel mit Hundefleisch für immer verboten ist und alle Hunde in Sicherheit sind.