VIER PFOTEN dokumentiert Soja Lieferung
Die ökologischen Folgen des Imports von südamerikanischem Soja als Futtermittel für die europäische Intensivtierhaltung.
Zerstörung der "grünen Lunge" unseres Planeten
Wir erinnern uns an die Schlagzeilen zu den Bränden des Amazonas Regenwaldes während den heißen Sommermonaten 2019. Europäische Staats- und Regierungschefs kritisierten die amerikanische Regierung scharf, den Geschehnissen tatenlos zuzusehen. Am 23. August 2019 unterstützte VIER PFOTEN die together4forests Initiative und die Petition #industriestakeaction.
Welchen Zusammenhang sehen wir zwischen Tierschutz und der Zerstörung des Regenwaldes?
Die meisten Waldbrände liegen keiner natürlichen Ursache zugrunde. Die Feuer werden gelegt, um landwirtschaftliche Nutzfläche für die Viehzucht und den Sojaanbau zu schaffen. Diese Sojabohnen werden dann nach Europa importiert und zu Futtermittel für die Nutztierhaltung weiterverarbeitet. 80% des weltweit produzierten Sojas wird zu Futtermittel, hauptsächlich für Schweine und Hühner, weiterverarbeitet.1 Die Intensivtierhaltung in Europa ist somit mitverantwortlich für die Zerstörung des Amazonas Regenwaldes, der nicht nur der Lebensraum von Millionen einzigartigen Tiere, Insekten und Pflanzen ist, sondern auch rund 15% des globalen CO2 absorbiert.2
Das schlimmste Feuer seit einem Jahrzehnt - und es passiert genau jetzt!
2020 schienen die Waldbrände in Vergessenheit geraten zu sein. Dabei sind Waldbrände in Brasilien noch immer aktuell! Von 2019 zu 2020 ist die Anzahl an Bränden um 13% gestiegen, das sind fast 30.000 aktive Brände.3 Forscher schätzen, dass 20% des europäischen Sojaimports aus Brasilien auf gerodeter Regenwaldfläche angebaut wird.4 Dabei ist besonders beunruhigend, dass man nicht genau sagen kann, von wo genau das importierte Soja kommt und unter welchen Umständen es angebaut wurde. VIER PFOTEN Expertinnen und Experten warnen daher auch vor dem geplanten Handelsabkommen zwischen der EU und den südamerikanischen Mercosur-Ländern, welches die Situation nur verschlimmern würde. Das EU-Mercosur-Abkommen würde die aktuelle Zerstörung nur noch vorantreiben.
Im Juli 2020 dokumentierte VIER PFOTEN eine Lieferung von über 100.000 Tonnen Soja aus Brasilien auf dem Weg in die Niederlanden. Diese Lieferung allein hätte 3.500 Lastwägen füllen können. Das ist eine Fläche von 70.000 Fußballfeldern. Der WWF in den Niederlanden bestätigt, dass das importierte Soja in weitere europäische Länder transportiert und dort als Futtermittel für Nutztiere eingesetzt wird.
Situation in Österreich
In den letzten Jahrzehnten ist die weltweite Soja-Produktion um das 20-fache gestiegen. Zurückzuführen ist diese Entwicklung auf den global wachsenden Fleischkonsum. Die EU produziert jährlich geschätzte 2,64 Mio. Sojabohnen und importiert zusätzlich circa 14,8 Mio. Tonnen.⁵ Die Europäische Union kann also ihren eigenen Bedarf an Soja bei weitem nicht decken und ist daher von zusätzlichen Soja-Importen aus Nord- und Südamerika abhängig. Beinahe alle Importe stammen von gentechnisch verändertem Saatgut und werden in der EU als Tierfutter verwendet.
Auch in Österreich gewinnt der Sojaanbau immer mehr an Bedeutung. Mittlerweile ist Österreich der drittgrößte Sojaproduzent in Europa. In den letzten 15 Jahren hat sich die Anbaufläche vervierfacht. Dabei werden 50% nur für die Futtermittelindustrie verwendet, die andere Hälfte wandert direkt in die Lebensmittelproduktion.1 Der Anbau von gentechnisch-verändertem Soja ist hierzulande verboten aber der Import aus anderen Ländern nicht ausgeschlossen.⁶
Wir brauchen daher starke und klare europäische Gesetze, die es ermöglichen, den internationalen Soja-Handel transparent und nachvollziehbar zu gestalten. Die europäische Landwirtschaft muss zukünftig vermehrt auf regionale Futtermittel zurückgreifen und diesen Sektor nachhaltig ausbauen. Aus diesem Grund hat sich VIER PFOTEN, gemeinsam mit mehr als 130 anderen NGOs zur together4forests Initiative zusammengeschlossen, um die Zerstörung des Amazonas durch die europäische Soja-Nachfrage zu beenden.
Quellenverweis
(2) https://www.euronews.com/2019/09/02/is-the-amazon-forest-really-the-the-lungs-of-the-planet
(3) https://www.theguardian.com/environment/2020/oct/01/brazil-amazon-rainforest-worst-fires-in-decade
(4) https://science.sciencemag.org/content/369/6501/246
(5) https://gruenerbericht.at/cm4/jdownload/send/2-gr-bericht-terreich/2167-gb2020
(6) https://www.landschafftleben.at/hintergruende/gentechnik