Schafwolle
Schafe sind komplexe, neugierige und soziale Wesen, die leider oft schlecht behandelt werden.
Auf der ganzen Welt gibt es mehr als 1 Milliarde Schafe.1 Australien ist der größte Produzent von Wolle für die Bekleidungsindustrie weltweit. Dort werden vor allem Merinoschafe für die Wollproduktion gehalten. Lämmer und Schafe leiden oft unter den Haltungsbedingungen. Teils werden sie ohne Schmerzlinderung verstümmelt oder grob behandelt, wenn sie geschoren werden. Viele der Tiere werden in weitentfernte Zielländer exportiert, wo sie oft grausam geschlachtet werden. Und dann ist da noch die Lämmerverstümmelung (auch bekannt als Mulesing).
Was ist Lämmerverstümmelung (Mulesing)?
Viele Erzeuger in der australischen Merino-Industrie züchten "faltige Schafe", weil man fälschlicherweise angenommen hat, dass sie größere Mengen an Wolle produzieren. Leider bieten diese Falten die idealen Bedingungen für Fliegenmadenbefall. Dieser tritt auf, wenn Fliegen ihre Eier in die übermäßigen Falten der Schafe ablegen. Die Larven schlüpfen und bohren sich in das Fleisch der Tiere. Vor allem gefährdet ist das Hinterteil der Schafe, wo sich Urin und Fäkalien in den Hautfalten sammeln. Deshalb werden diese Falten während der Prozedur der Lämmerverstümmelung weggeschnitten. Fliegenmadenbefall kann aber auch entlang des Schafkörpers passieren.2
Natürlich möchte niemand – auch nicht die Schafzüchter – dass die Schafe unter der Fliegenmadenkrankheit leiden.
Tausende von australischen Farmern haben bereits großen Erfolg mit schmerzfreien Lösungen. Aber viele andere greifen auf die grausame und veraltete Praxis der Lämmerverstümmelung zurück. Dabei werden Lämmer, in der Regel im Alter von 2-12 Wochen, auf dem Rücken in einer Metallvorrichtung fixiert. Es werden ihnen mit einer Schere große Hautfalten um das Gesäß herum weggeschnitten. Zurück bleibt ein Narbengewebe, das weniger anfällig für Fliegenmadenbefall ist.3
Diese extrem traumatisierende Verstümmelung wird oft ohne adäquate Schmerzlinderung vorgenommen und derzeit bei etwa 70 % der Merinoschafe in Australien durchgeführt.4
Die Lämmer spüren, wie die Schere direkt durch ihr Fleisch schneidet. Der Schmerz hält tagelang an und die Wunde braucht Wochen, um zu heilen. Einige von ihnen sterben auch, was zu der ohnehin schon alarmierend hohen Zahl von Todesfällen bei Lämmern in Australien beiträgt. Zwar ist Australien der größte Wollproduzent für den globalen Modemarkt, doch die Sterblichkeitsrate bei Lämmern übersteigt den weltweiten Durchschnitt um 10 %, was dazu führt, dass jedes Jahr mehr als 10 Millionen Lämmer verenden. Wir haben diese Erkenntnisse auch den wichtigsten Akteuren mitgeteilt, um Verbesserungen zu fordern.
Was tun wir?
VIER PFOTEN setzt sich für schmerzfreie Lösungen ein:
- Verwendung von Schafzüchtungen, die von Natur aus resistenter gegen die Fliegenmadenkrankheit sind
- Verbesserte Haltungspraktiken wie verstärkte Betreuung und Scheren um den Schwanz sowie zwischen den Hinterbeinen der Schafe
- Der Einsatz von präventiven chemischen Behandlungen
Wir arbeiten direkt mit Landwirten zusammen, unterstützen die Entwicklung von Tierschutz-Zertifizierungssystemen und finanzieren die Forschung zu schmerzfreien Lösungen. (Lesen Sie den Bericht von BG Economics - Towards a Non-Mulesed Future.)
"Modeunternehmen und Verbraucher sind ein entscheidender Bestandteil der Lösung. Hunderttausende von Menschen haben ein Ende der Lämmerverstümmelung gefordert, und ermutigend ist, dass Hunderte von internationalen Marken, darunter Hugo Boss, Adidas, Calvin Klein, Kathmandu, Country Road Group und H&M, Wolle von verstümmelten Lämmern verboten haben.
Die Lämmerverstümmelung ist in Neuseeland verboten worden und VIER PFOTEN wird den Kampf nicht aufgeben, bis es in Australien auch nicht mehr praktiziert wird. Es ist an der Zeit, dass die australische Wollindustrie die Lämmerverstümmelung der Vergangenheit angehören lässt und sich auf die Zukunft vorbereitet", sagt Rebecca Picallo Gil, Leiterin der Wollkampage bei VIER PFOTEN.
Jessica Medcalf, Global Corporate Engagement Manager (Textilien) bei VIER PFOTEN mit dem Schaf Henry im „Where Pigs Fly“ Tierschutzzentrum
- Wenn Sie Wolle kaufen wollen, achten Sie zumindest darauf, dass sie nach dem Responsible Wool Standard (RWS), NativaTM oder dem Organic Content Standard (OCS) zertifiziert ist.
- Oder ziehen Sie tierfreie Alternativen in Betracht! Sehen Sie mehr in unserem 'Wear it Kind Ratgeber'.
- Unterschreiben Sie unsere Petition für ein Ende von Mulesing.
Was Sie tun können
- Unterschreiben Sie unsere Petition an Modeunternehmen und die australische Wollindustrie, um Lämmerverstümmelung (Mulesing) ein für alle Mal zu beenden.
- Ziehen Sie tierfreie Alternativen in Betracht! Lesen Sie mehr in unserem Wear it Kind Ratgeber.
- Wenn Sie Wolle kaufen wollen, achten Sie darauf, dass sie nach Responsible Wool Standards (RWS), NATIVATM oder ZQ Merino zertifiziert ist.
Quellenverweis
2. Sheep Flystrike Risk Factors, Australian Wool Innovation (AWI). https://www.wool.com/news-events/news/sheep-flystrike-risk-factors/
3. Tail docking and mulesing, Meat & Livestock Australia. MLA Corporate. https://www.mla.com.au/research-and-development/animal-health-welfare-and-biosecurity/husbandry/tail-docking-and-mulesing/
4. Managing non-mulesed sheep, WA Department of Agriculture. https://www.agric.wa.gov.au/livestock-parasites/managing-non-mulesed-sheep