Legehennen

Haltungsformen bei Legehennen

Wie lebt ein Huhn in Käfighaltung, Bodenhaltung, Freilandhaltung oder Biohaltung?

18.3.2025

Legehennen werden in der Eierindustrie auf unterschiedliche Weise gehalten. Die meisten davon sind extrem stressig für die Hühner. VIER PFOTEN erklärt, wie Hühner in Käfigen, Ställen, in Freiland- und Bio-Haltung leben.1

Ausgestaltete Käfighaltung in Kleingruppen

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Erste Ziffer auf dem EU-Eier-Stempel: 3 steht für 
Käfighaltung in Kleingruppen


750 cm² (= 0,075 m²) Platz pro Henne. 4-5 Hennen leben in einem Käfig. Drahtgitterboden, ohne Tageslicht, keine Scharr-möglichkeiten. Sitzstangen und ein Nest. 5-10 % sterben vorzeitig 
im Käfig. 
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Bodenhaltung

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Erste Ziffer auf dem 
EU-Eier-Stempel: 2 steht 
für Bodenhaltung


Die meisten Hühner in der EU-Eierproduktion werden heute in Ställen gehalten mit 9 Hennen pro m². Sitzstangen und Nester: Über 6.000 Hühner können in einem Stall zusammengepfercht sein. Der Stress durch die Enge ist eine häufige Todesursache.
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Freilandhaltung

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Erste Ziffer auf dem 
EU-Eier-Stempel: 1 steht für Freilandhaltung


Mindestens 4 m² Erkundungsfläche pro Tier tagsüber; die Bedingungen im Stall entsprechen denen der Bodenhaltung.
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Biohaltung

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Erste Ziffer auf dem 
EU-Eier-Stempel: 0 steht 
für Biohaltung


Max. 6 Tiere pro m² im Stall. Min. 1/3 der Stallfläche als eingestreuter Scharrraum. Legenester und Sitzstangen vorhanden. Max. 3.000 Hennen in einer Schar.
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Käfighaltung in Kleingruppen

Außerhalb der EU leben die Legehennen oft in winzigen Käfigen in herkömmlichen Legebatteriezellen. Ein Huhn hat eine Fläche von 550 Quadratzentimetern (= 0,055 m2) - weniger als ein A4-Blatt Papier. Vier bis fünf Hennen leben in einem Käfig. Diese Käfige stehen in Doppelreihen und bis zu acht Etagen übereinander.

Die Legehennen leben zusammengepfercht auf einem Drahtgitterboden, ohne Tageslicht. Sie können nicht am Boden scharren, mit den Flügeln flattern oder sich im Sand baden. Dem Futter werden synthetische Vitamine, Medikamente und Farbstoffe beigemischt. Die täglichen Tierverluste sind hoch.

Der Mangel an Bewegung und Sonnenlicht führt zu brüchigen Knochen und Osteoporose. Schwere Verletzungen wie Knochenbrüche und Flügelbrüche sind keine Seltenheit. Das Stehen auf dem Drahtgitter führt zu Verletzungen der Zehenballen. Da die Tiere nicht auf dem Boden kratzen können, nutzen sich ihre Krallen nicht ab und die Hühner können sich leicht gegenseitig verletzen.

Zu diesen sichtbaren Krankheiten und Verletzungen kommt der ständige Stress hinzu. In den Legebatterien können die Hühner ihr artgemäßes Verhalten nicht ausleben: Sie können weder picken und sich im Sand baden noch ihre Flügel ausbreiten. Ausruhen, Laufen, Springen oder Fliegen - diese natürlichen Bewegungen sind allesamt nicht möglich.

Das Martyrium der Hühner in den Legebatteriekäfigen dauert etwa 12 bis 14 Monate. Fünf bis zehn Prozent der Tiere überleben diese Zeit jedoch nicht und sterben vorzeitig im Käfig. Oft werden sie vom Personal unbemerkt von den anderen Hennen durch die Gitterstäbe getrampelt.

Diese konventionellen Käfige sind in der EU seit 2012 verboten. Jetzt sind nur noch die sogenannten „ausgestalteten Käfige“ erlaubt. Jedes Huhn hat 750 Quadratzentimeter Platz (= 0,075 m2; das entspricht der Größe eines Mobiltelefons auf einem DIN-A4-Blatt). Im Käfig gibt es „Legenester“, „Sitzstangen“ und eine „Kratzfläche“, die ihren Namen aber nicht verdient haben, da sie nur aus einer Plastikmatte, einem dünnen Plastikstab und vielleicht einem Schleifpapier bestehen. Sie werden den Bedürfnissen der Tiere nicht einmal ansatzweise gerecht.

Ob Käfige, die sogenannten ausgestalteten Käfige oder Kleingruppenhaltung - hinter all diesen Begriffen verbergen sich Käfige, in denen Hühner nicht artgemäß leben können!

Achten Sie deshalb auf die erste Ziffer auf dem Eierstempel: Die 3 steht für Käfig!

Bodenhaltung

Die meisten Hühner in der Eierproduktion sind heute in Ställen untergebracht. Neun Hennen pro Quadratmeter leben in riesigen Hallen, wenn sie nur auf dem Boden gehalten werden. Werden Sitzstangen und Legenester auf mehreren Etagen installiert (sogenannte Volierenhaltung), können es sogar 18 Hennen pro Quadratmeter sein.

Mehr als 6.000 Hennen können in einem solchen Abteil zusammengepfercht werden. Dies überfordert die Tiere bei der Bildung von Hierarchien und Hackordnungen - dies führt unter anderem zu Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus und zum so genannten „Crowding-Effekt“ - die Tiere nehmen Abstand von ihrem normalen Verhalten und ziehen sich zurück, um das Gedränge zu tolerieren und lebenswichtige Ressourcen zu sparen. Dieser Instinkt ist funktional, wenn er nur kurz anhält; wird er jedoch ständig überstrapaziert, führt er zu Stress und negativen Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlergehen. Stress aufgrund von Enge ist eine häufige Todesursache für Hühner.2

Wie in der Käfighaltung fehlt es den Hennen auch in der Bodenhaltung an Beschäftigung, da es keinen Grünraum gibt. Verhaltensweisen wie Futtersuche, Scharren und Picken können nur eingeschränkt ausgeübt werden, zumal die Tiere hier weniger Platz haben als in der Freilandhaltung. Regelmäßiges Einbringen von frischer Einstreu und ähnlichen Beschäftigungsmaterialien ist hier besonders wichtig.

Achten Sie auf den Eierstempel: 2 steht für Bodenhaltung.

Freilandhaltung

Bei der Freilandhaltung haben die Hühner tagsüber mindestens 4 Quadratmeter Erkundungsfläche pro Tier.3 Die Bedingungen im Stall entsprechen denen der regulären Bodenhaltung. Sitzstangen, Legenester und eingestreute Scharrflächen sind vorhanden. Bei dieser Haltungsform können die Grundbedürfnisse der Hennen viel besser umgesetzt werden als im Käfig.

Aber auch in großen Freilandbetrieben können Probleme auftreten, zum Beispiel die Überbeanspruchung des Auslaufs in Stallnähe und der Grünfläche. In Pfützen und schlammigen Bereichen können sich Parasiten ansammeln und die Gesundheit der Legehennen beeinträchtigen. Um dies zu verhindern, muss das Bodenmaterial in der Nähe des Stalls regelmäßig entfernt und ausgetauscht werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Boden trocken und hygienisch sauber zu halten, zum Beispiel durch Aufschütten von grob strukturiertem, wasserdurchlässigem Material.

Es besteht zudem das Problem, dass die Tiere den Raum aufgrund eines schlecht strukturierten Weideauslaufs nicht in vollem Umfang nutzen (können). Unterstände, Büsche und stallnahe Weiden erleichtern den Hühnern den Auslauf, da sie sich geschützt fühlen und bei Gefahr (z. B. durch Raubvögel) sofort Schutz finden können. Auch ein regelmäßiger Wechsel der Weiden ist notwendig, um die Grasnarbe zu erhalten. Leider werden diese Anforderungen an die Haltung oft nicht berücksichtigt und es wird behauptet, dass die Tiere nicht nach draußen wollen.2

Achten Sie auf den Eierstempel: 1 steht für Freilandhaltung.

Biohaltung

Bei der Biohaltung stehen jedem Huhn mindestens 4 Quadratmeter Auslauf zur Verfügung. Es dürfen maximal sechs Tiere pro Quadratmeter im Stall gehalten werden. Mindestens ein Drittel der Stallfläche ist ein eingestreuter Scharrraum, Legenester und Sitzstangen sind vorhanden. In einem Bestand dürfen maximal 3.000 Hennen untergebracht werden. Der prophylaktische Einsatz von Medikamenten ist verboten.3

Innerhalb der 4 Stufen der Eierverordnung ist die beste Option für Legehühner die Biohaltung. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Tierhaltung an die Fläche gebunden ist: Es werden nur so viele Tiere gehalten, wie die Fläche ernähren kann, es wird nur so viel Dung produziert, wie der Boden an Nährstoffen aufnehmen kann. Das Futter wird ohne Pestizide, chemisch-synthetische Düngemittel und Gentechnik erzeugt.

Von allen Haltungsformen ist die Biohaltung potenziell die tierfreundlichste. Allerdings werden die Haltungsvorschriften in der Praxis nicht immer eingehalten. Außerdem können auch hier die großen Gruppen zu Verhaltensstörungen bei den Tieren führen. Die Überzüchtung von Legehennen führt zudem auch in Biobetrieben zu Tierleid.

Achten Sie auf den Eierstempel: Die 0 steht für Biohaltung.

Probleme bei der Haltung von Legehennen

Probleme können bei jeder Form der Legehennenhaltung auftreten. Verhaltensstörungen, wie Federpicken und Kannibalismus, treten vor allem in Großanlagen mit vielen tausend Tieren pro Gruppe auf. Deshalb wird auch heute noch bei den meisten Legehennen die Schnabelspitze gekürzt (kupiert). Diese Prozedur wird bei den Küken in den ersten Lebenstagen durchgeführt und ist äußerst schmerzhaft. Es kommt regelmäßig vor, dass die Tiere daran sterben. In Biobetrieben und Betrieben, die besondere Tierschutzanforderungen erfüllen, dürfen grundsätzlich keine Hühner mit kupierten Schnäbeln gehalten werden. Es gibt auch Länder, die das Schnabelkupieren gänzlich verboten haben und trotzdem gute Federwerte sowie ein geringes Maß an Verletzungen durch Picken sowie Kannibalismus aufweisen. Das beweist, dass das Schnabelkupieren nicht die einzige Lösung für diese Probleme ist.2,4

In gut geführten Betrieben mit kleineren Beständen werden derartige Probleme jedoch nur selten beobachtet. Letztendlich kommt es auf die Einstellung und Wachsamkeit des Betriebsleitenden an. Eine der tierfreundlichsten Formen der Legehennenhaltung ist der mobile Hühnerstall. Aber auch ein festes Haltungssystem mit gut geführtem Auslauf- und Weidemanagement kann als sehr tierfreundlich bezeichnet werden.

Kükentötung in allen Haltungsformen

Aus Sicht des Tierschutzes besteht eines der größten Probleme in der Eierindustrie darin, dass jeder Form der Legehennenhaltung ein so genanntes „Sexen“ vorausgeht. Alle männlichen Küken werden aussortiert und getötet. Männliche Küken legen keine Eier und sind daher für die Industrie unwirtschaftlich. Erfahren Sie hier mehr über Bruderhähne.

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Quellenverweis

1. Commission Regulation (EC) No 589/2008 of 23 June 2008 laying down detailed rules for implementing Council Regulation (EC) No 1234/2007 as regards marketing standards for eggs. 2008. http://data.europa.eu/eli/reg/2008/589/oj/eng
2. Lay DC, Fulton RM, Hester PY, Karcher DM, Kjaer JB, Mench JA, Mullens BA, Newberry RC, Nicol CJ, O’Sullivan NP, et al. Hen welfare in different housing systems. Poultry Science. 2011;90(1):278–294. doi:10.3382/ps.2010-00962
3. Organics at a glance. 2023 Jul 18 [accessed 2023 Aug 24]. https://agriculture.ec.europa.eu/farming/organic-farming/organics-glance_en
4. Riber AB, Hinrichsen LK. Welfare Consequences of Omitting Beak Trimming in Barn Layers. Frontiers in Veterinary Science. 2017;4:222. doi:10.3389/fvets.2017.00222

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