Milchkühe 

Trächtig am laufenden Band: Was steckt hinter Ihrem täglichen Glas Milch?

12.10.2017

Nur eine Kuh, die kalbt, gibt Milch

Die einzige Aufgabe einer Milchkuh ist es, viel Milch zu produzieren. Doch Milch gibt sie nur, wenn sie ein Kalb zur Welt bringt. So wird die Kuh mit Eintreten der Geschlechtsreife im Alter von 16 bis 18 Monaten erstmals künstlich besamt. Kurz nach der Geburt ihres ersten Kalbes gibt die Kuh Milch, die der Mensch für sich beansprucht. Deshalb werden Kuh und Kalb nur wenige Stunden oder Tage nach der Geburt voneinander getrennt – eine erhebliche psychische Belastung für beide.

Das Kalb erhält zumeist Milchersatz, ein Gemisch aus Magermilchpulver und Wasser. In der Folge wird das Kalb oft krankheitsanfällig. Auch entwickeln sich Verhaltensstörungen, da das Kalb sein natürliches Bedürfnis, am Euter der Mutter zu saugen, nicht befriedigen kann. Die Fürsorge und Pflege ihrer Mutter erfahren diese Kälber nie – das Leid der Kälber ist schwer vorstellbar. 

Einzelne Höfe zeigen, dass es auch anders geht – sie betreiben alternative Milchkuhhaltung. Bei dieser sogenannten muttergebundenen Kälberaufzucht darf das Kalb längere Zeit bei der Mutter bleiben. Lesen Sie dazu auch unser Interview über tierfreundliche Milch mit Hans Möller, Betriebsleiter eines Biolandhofs nahe Hamburg.

Nach der Geburt des letzten Kalbes wird eine Milchkuh so schnell wie möglich wieder besamt, damit sie weiterhin so viel Milch wie möglich gibt. Die Milchleistung pro Kuh – das ist die Menge an Milch, die eine Kuh pro Jahr gibt – nahm in den letzten Jahren kontinuierlich zu. Hochleistungs-Milchkühe geben heute bis zu 12.000 Liter Milch im Jahr – also über 30 Liter am Tag. Diese Tiere bekommen enorme Mengen an Kraftfutter wie Getreide und Soja, um eine solch hohe Milchleistung zu erzeugen. Vergleichbar ist diese körperliche Leistung mit einem Spitzensportler, der jeden Tag einen Marathon laufen muss.

Kühe müssen immer mehr Milch geben

Die Milchleistung pro Kuh, d.h. die Milchmenge, die eine Kuh pro Jahr abgibt, ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen.

In vielen europäischen Ländern hat sich die Milchleistung pro Kuh in den letzten 40 Jahren mehr als verdoppelt. Der dramatische Anstieg der Milchleistung pro Kuh ist auf den raschen Fortschritt in Genetik und Management zurückzuführen. Bis Mitte der 1980er Jahre war der größte Teil des Anstiegs der Milchleistung das Ergebnis eines verbesserten Managements, insbesondere einer besseren Anwendung von Ernährungsstandards und einer verbesserten Qualität des Raufutters. Seitdem wurden Genetik und hochintensive Fütterung zum wichtigsten Faktor als direkte Folge des Einsatzes der künstlichen Besamung, der intensiven Selektion auf der Grundlage von Nachkommenschaftstests bei Bullen und der weltweiten Verbreitung von Samen von Bullen mit hohem genetischen Wert für die Produktion.

Eine durchschnittliche Produktion von über 10.000 kg Milch pro Kuh ist in den USA nicht ungewöhnlich und in Europa zunehmend üblich. Einzelne Kühe können doppelt so viel produzieren1. Derzeit liegt der EU-Durchschnitt bei mehr als 7.000 Litern pro Kuh2 und er steigt weiter an.

Krank auf Grund der hohen Milchleistung

Die Art, wie Milchkühe gefüttert werden, ist eigentlich nicht geeignet, da Rinder Wiederkäuer sind, deren Futterbasis in der Regel aus Gras oder Heu besteht. Die enorme Milchleistung bringt die Kühe an ihre körperlichen Grenzen: Sie leiden unter lebensbedrohlichen Stoffwechselstörungen und schmerzhaften Euterentzündungen. Durch die hochkonzentrierte Fütterung kommt es bei vielen Tieren auch zu einer starken Übersäuerung des Pansen.

Milchkühe werden meist schon nach kurzer Zeit in der Melkperiode abgemagert, da zu dieser Zeit die Milchproduktion am höchsten ist und sie nicht so viel fressen können, da sie für den Milchverlust Kalorien verbrennen. Außerdem können sie in dieser Zeit wegen des übergroßen Euters kaum noch richtig laufen. Auch die Klauen bleiben nicht gesund: Aufgrund der enormen Kraftfuttermengen sind ihr Wachstum, ihre Gesundheit und die Erholung der Klauen im Vergleich zu Kühen, die in Mutterkuhherden Raufutter mit Gras und Heu erhalten, gestört.

Im Durchschnitt wird jährlich ein Drittel der Rinderherden geschlachtet und durch neue Tiere ersetzt. Das sind über 8,9 Millionen Tiere in der Europäischen Union3. Eine durchschnittliche Milchkuh wird nicht älter als fünf Jahre - auch wenn Rinder erst mit fünf Jahren reif sind und die natürliche Lebenserwartung von Rindern sogar 20 Jahre beträgt.

Was können Sie tun, um eine tierfreundliche Milchkuhhaltung zu unterstützen?

  • Sich gegen qualvolle Haltungsbedingungen einsetzen
  • Informieren Sie sich beim Kauf von Milchprodukten über die Haltungsbedingungen der Tiere und verwenden Sie keine Produkte, aus Haltungen, die den Kühen schlechte Bedingungen bieten
  • Bevorzugen Sie stattdessen Produkte, die tierfreundlich und/oder biologisch produziert wurden
  • Versuchen Sie, Ihren Milchkonsum einzuschränken
  • Kaufen Sie mehr pflanzliche Alternativen wie Hafer- oder Reismilch oder daraus hergestellte Produkte. Es gibt mittlerweile eine große Auswahl an pfalnzlicher "Milch", "Joghurt" oder "Käse".
  • Fragen Sie in Restaurants und Cafés auch nach der Herkunft der verwendeten Milch oder nach  pflanzlichen Alternativen. Viele Restaurants bieten zum Beispiel pflanzliche Milch anstelle von Kaffeesahne an - oder wären bereit, diese in das Angebot aufzunehmen, wenn eine ausreichende Nachfrage besteht.

bis zu 12.000 Liter Milch im Jahr

geben Hochleistungskühe. Vergleichbar ist diese körperliche Leistung mit einem Spitzensportler, der jeden Tag einen Marathon laufen muss. 

Kühe müssen immer mehr Milch geben

Die Milchleistung pro Kuh, das ist die Menge an Milch, die eine Kuh pro Jahr gibt, nahm in den letzten Jahren kontinuierlich zu. In Österreich liegt die Milchleistung im Schnitt bei 7.500 Litern. Es werden zu 80 Prozent Rinder der Rasse „Fleckvieh“ gehalten, die sowohl Milch geben als auch Fleisch ansetzen. Jedoch geht auch hierzulande der Trend in Richtung einer möglichst hohen Milchleistung. Die Tiere bekommen enorme Mengen Kraftfutter in Form von Getreide und Soja, um eine solch hohe Milchleistung zu erzeugen.  

Krank durch hohe Milchleistung

Diese Art der Fütterung ist nicht artgemäß, denn Rinder sind Wiederkäuer, deren Nahrungsgrundlage normalerweise Gras oder Heu ist. Die enorme Milchleistung bringt die Kühe an ihre körperlichen Grenzen: Sie leiden an lebensbedrohlichen Stoffwechselstörungen und schmerzhaften Euterentzündungen. Durch die hochkonzentrierte Fütterung kommt es bei vielen Tiere außerdem zu einer starken Übersäuerung des Pansens. 

Meist sind Milchkühe nach kurzer Zeit ausgemergelt und können aufgrund des übergroßen Euters kaum richtig laufen. Auch die Klauen nutzen sich nicht ausreichend ab: Sie wachsen durch die enormen Kraftfuttermengen stärker als bei einer Raufutter-basierten Fütterung mit Gras und Heu. 30 bis 50 Prozent aller deutschen Milchkühe leiden an Lahmheiten. 

Im Schnitt wird ein Drittel der Rinderherde jährlich geschlachtet und durch neue Tiere ersetzt. Das sind in Deutschland über 1,2 Millionen Tiere. Eine Milchkuh wird heute im Schnitt nicht älter als fünf Jahre – und das, obwohl ein Rind erst mit fünf Jahren ausgewachsen ist und die natürliche Lebenserwartung von Rindern eigentlich bei 20 Jahren liegt.

erschreckender fakt 

In der Werbung werden häufig Bilder von Kühen auf saftigen Wiesen gezeigt. Lassen Sie sich davon nicht in die Irre führen: Die wenigsten Milchkühe sehen jemals eine Weide.

VIER PFOTEN fordert...

...eine strukturelle Veränderung der gesamten Milchproduktion:

  • Mutter- oder ammengebundene Kälberaufzucht - die Trennung eines Kalbes von seiner Mutter sollte verboten oder zumindest durch säugende Kühe ersetzt werden
  • Verbot der schmerzhaften Behandlungsverfahren (Verbindung zur Verstümmelung)
  • Vollständiges Verbot der Anbindehaltung der Tiere und Vollspaltenböden sowie eine geringere Anzahl Tiere in den Ställen
  • Geringere Milchleistung und längere Abkalbeintervalle, da sich dies sehr positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere auswirkt
  • Eine Verlagerung hin zu Doppelnutzungsrassen
  • Bessere finanzielle Unterstützung von Landwirten, die auf tierschutzfreundliche Haltungssysteme umstellen - Tierschutz muss im Rahmen der EU-Gesetzgebung und der ausgegebenen Subventionen berücksichtigt werden

Darüber hinaus strebt VIER PFOTEN einen allgemeinen Strukturwandel in der Milchwirtschaft an. VIER PFOTEN spricht sich gegen die gängige Praxis aus, Kalb und Mutter unmittelbar nach der Geburt zu trennen, da dies im Widerspruch zu den Bedürfnissen der Tiere steht. VIER PFOTEN unterstützt Landwirte, die ihr Managementsystem auf eine muttergebundene Aufzucht oder eine Kälberaufzucht in Pflegefamilien umstellen wollen. In größerem Umfang werden jedoch Verbesserungen für die Tiere nur möglich sein, wenn der Verbrauch von Milchprodukten gesenkt wird.

Milchkuh im Gatter

Schrecklicher Fakt


In der Werbung werden oft Bilder von Kühen auf saftigen Wiesen gezeigt. 
Lassen Sie sich davon nicht täuschen: Nur sehr wenige Milchkühe sehen jemals eine Weide

Quellenverweis

(1) https://www.nass.usda.gov/Charts_and_Maps/Milk_Production_and_Milk_Cows/cowrates.php
(2) eurostat | https://ec.europa.eu/info/sites/info/files/food-farming-fisheries/farming/documents/eu-milk-yield-herds_en.pdf
(3) https://www.indexmundi.com/agriculture/?country=eu&commodity=cattle&graph=total-slaughter

Was Sie tun können

  • Informieren Sie sich beim Kauf von Milchprodukten über die Haltungsbedingungen der Tiere und verzichten Sie auf Produkte aus konventioneller Haltung.
  • Bevorzugen Sie stattdessen Produkte aus tierfreundlicher Haltung oder ökologisch erzeugte Produkte.
  • Versuchen Sie, Ihren Milchkonsum einzuschränken.
  • Kaufen Sie vermehrt pflanzliche Alternativen wie Hafer- oder Mandelmilch oder Produkte aus diesen. Mittlerweile gibt es eine große Auswahl an veganer „Milch“, veganem „Joghurt“ oder „Käse“.
  • Fragen Sie auch in Restaurants und Cafés nach der Herkunft der verwendeten Milch oder nach pflanzlichen Alternativen. Viele Gaststätten bieten zum Beispiel Pflanzenmilch statt Kaffeesahne an – oder wären bereit, sie bei entsprechender Nachfrage ins Angebot aufzunehmen.
  • Protestieren Sie gegen qualvolle Haltungsbedingungen.

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