Alpakafarm

Der tierisch gute Einkaufsratgeber für den Winter

Von Pelz und Wolle bis hin zu Daunen: VIER PFOTEN gibt wertvolle Tipps für den Einkauf wärmender Wintermode, die sowohl vor Kälte als auch vor Tierqual schützt

12.11.2024

Hamburg, 12. November 2024 – Neue Jahreszeit, neue Kleidung: Zum Beginn der Winterzeit stehen bei vielen Verbraucher:innen wieder Mützen, Pullis und Jacken – oft mit tierischen Materialien wie Daunen, Wolle oder Pelz – auf der Einkaufsliste. Der Ratgeber von VIER PFOTEN sorgt dafür, dass Konsument:innen zwar warme Kleidung aber keine Tierqual von ihrer Shoppingtour mit nachhause bringen. Die globale Tierschutzstiftung informiert über die größten Tierschutzprobleme und stellt kuschelige Alternativen vor.

Pelz

Mützen mit Pelzbommel, Fellbesatz an Kapuzen, Krägen, Handschuhen oder Schuhen – hinter jeder noch so kleinen Echtpelzapplikation verbirgt sich enormes Tierleid. Millionen Nerze, Füchse oder Marderhunde werden dafür in Pelzfarmen in engen Käfigbatterien gezüchtet. Andere Wildtiere werden mit Fallen getötet. VIER PFOTEN rät bei Pelz: Finger weg! Tierfreundlich produzierten Pelz gibt es nicht, auch die Zertifizierungsprogramme der Pelzindustrie bieten keine höheren Tierschutzstandards. Echtpelz ist häufig nicht klar als solcher gekennzeichnet und auch aufgrund der Optik oder des Preises nicht zuverlässig von Kunstpelz zu unterscheiden. VIER PFOTEN empfiehlt daher, sich im Zweifel auf der  „Fur Free Retailer“-Webseite zu informieren. Dort finden sich garantiert pelzfreie Unternehmen. 

Merinowolle

Bei in Deutschland erhältlichen Produkten aus Wolle ist vor allem die Lämmerverstümmelung, das sogenannte Mulesing, ein Problem: Eine blutige Prozedur, die in Australien betrieben wird, dem weltweit größten Wollproduzenten. Dabei schneiden Schafsfarmer Lämmern mit einer Schere handgroße Stücke Haut rund um das Hinterteil heraus, meist ohne Betäubung. So soll verhindert werden, dass die Tiere dort von Fliegenmaden befallen werden. VIER PFOTEN lehnt die Methode der Lämmerverstümmelung vehement ab und engagiert sich dafür, dass Textilunternehmen weltweit ausschließlich Mulesing-frei zertifizierte Wollprodukte anbieten. Inzwischen haben sich über 330 internationale Bekleidungsmarken gegen Lämmerverstümmelung ausgesprochen. Aber auch beim Kauf von Wollgarnen für den selbstgestrickten Pullover sollten Konsument:innen vorsichtig sein: Auch diese können mit Lämmerverstümmelung in Verbindung stehen. Übrigens: Merinowolle wird wegen ihrer besonderen Eigenschaften von Herstellern nicht nur bei Winterkleidung, sondern auch in Sport- und Outdoorkleidung, Anzügen oder sogar Stoffwindeln eingesetzt.

VIER PFOTEN rät bei Merinowolle: Verbraucher:innen können sich vor dem Einkauf über Marken und Händler direkt im Geschäft oder im Internet informieren. Einige Zertifikate stellen sicher, dass Produkte keine Lämmerverstümmelungswolle enthalten und dass gewisse Tierwohl-Mindeststandards eingehalten werden: der „Responsible Wool Standard (RWS)“, „Nativa™“ und „ZQ Merino“. Ohne verlässliche Zertifizierung kann Lämmerverstümmelung nicht ausgeschlossen werden. Grundsätzlich gilt jedoch: Die beste Wolle ist keine Wolle. Nur pflanzliche Alternativen können Tierleid zu 100 Prozent ausschließen.

Kaschmir-, Mohair- und Alpakawolle

Kaschmirziegen, Angoraziegen und Alpakas leiden vor allem unter den fehlenden Tierwohlrichtlinien in den größten Produktionsländern, etwa Peru, China oder Südafrika. Während in China Kaschmirziegen zum Leidwesen der Tiere auf engstem Raum gehalten werden, ist sonst eine extensive Haltung gängig. Aber auch diese Methode steht für Tierleid: Denn sie bedeutet, dass die Tiere den Großteil des Jahres draußen auf der Weide oder in der Steppe sich selbst überlassen werden. Die Folgen sind oft unzureichende Verpflegung, kein Schutz vor Wind und Wetter, ausbleibende oder zu späte ärztliche Versorgung sowie eine fehlende Mensch-Tier-Beziehung. Letzteres löst vor allem Stress und Panik aus, wenn es zur Schur oder notwendigen medizinischen Behandlungen (z.B. Wurmkuren) kommt, da die Tiere sehr scheu und den Kontakt nicht gewohnt sind.

Alpakawolle: 90 Prozent davon stammt aus Peru, wo schätzungsweise zwischen drei und sechs Millionen Tiere gehalten werden. Problematisch: Damit die Tiere nicht fliehen, werden sie während der Schur oft mit Seilen in einer Art Schurvorrichtung festgebunden. Die sanften Fluchttiere erleiden dabei Todesängste und Stress. Viele Alpakas durchlaufen ohne Betäubung Verfahren wie Kastration, Zahnkürzen, Ohrenverstümmelung und künstliche Befruchtung. Sie stehen auf ungeeigneten Böden, was regelmäßige, schmerzhafte Eingriffe an den Nägeln erfordert. 

VIER PFOTEN rät bei Alpakawolle: Achten Sie darauf, dass diese nach dem „Responsible Alpaca Standard (RAS)“ zertifiziert ist.

Kaschmirwolle: 90 Prozent der Kaschmirproduktion stammen aus China, der Mongolei und Tibet, in kleineren Mengen wird auch in Afghanistan, Iran und sogar Australien und Neuseeland produziert. Jährlich leiden über hundert Millionen Kaschmirziegen vor allem unter dem sogenannten Kämmen: Um an das besonders feine Unterhaar zu kommen, wartet man nicht ab, bis die Tiere es von allein auf natürliche Art und Weise verlieren, stattdessen wird es den Tieren im Akkord mit Metallkämmen schmerzhaft herausgerissen. In China werden Kaschmirziegen meist in dunklen Ställen gehalten, oft auf engem Raum und in unhygienischen Bedingungen. In der Mongolei herrscht zwar nomadische Herdenhaltung, doch die Tiere leiden häufig an Nahrungs- und Wassermangel sowie fehlender medizinischer Versorgung: Da Ziegen kaum Körperfett besitzen, sind sie nach der Schur extrem kälteempfindlich. Gerade in der Mongolei sterben viele Tiere nach der Schur an Kältestress, da sie oft keinen geeigneten Unterstand haben. Ziegen, deren Wollproduktion nachlässt, werden oft ohne Betäubung geschlachtet.

VIER PFOTEN empfiehlt: Wer Tierleid zu 100 Prozent ausschließen möchte, sollte auf den Kauf von Kaschmirwolle verzichten. Wenn es dennoch Kaschmirwolle sein soll, dann empfiehlt sich der Griff zu Produkten, die mit dem „The Good Cashmere Standard“-Siegel ausgezeichnet sind.

Mohair-Produkte: Die Hälfte des weltweit vertriebenen Mohairs stammt aus Südafrika. Der Rest kommt aus den USA, Australien und der Türkei. Millionen Angoraziegen müssen für ihr begehrtes Haar leiden. Bei der Schur ist auch die Fixierung extrem stressvoll und z.T. brutal für die Tiere, oft werden ihre Beine zusammengebunden. Bei jungen Ziegen werden die Hörner oft mit glühenden Eisen abgeschnitten oder Chemikalien verwendet, um das Hornwachstum zu unterbinden. Männliche Tiere werden oft schmerzhaft mithilfe von Gummiringen kastriert. Außerdem gibt es die gleichen Probleme mit (er)frierenden Ziegen und der brutalen Schlachtung wie bei Kaschmir.

VIER PFOTEN rät bei Mohairwolle: Achten Sie darauf, dass diese nach dem „Responsible Mohair Standard (RMS)“ zertifiziert ist.

Daunen

Daunen in Jacken, Kissen, Decken und ähnlichen Produkten stammen in der Regel von Gänsen und Enten aus der Intensivtierhaltung. Im schlimmsten Fall leiden die Tiere unter grausamem Lebendrupf oder Stopfmastproduktion. VIER PFOTEN empfiehlt bei Daunen: Möchten Verbraucher:innen Tierleid ausschließen, sollten sie auf Daunen-Alternativen (siehe Liste unten) zurückgreifen – diese nehmen es in puncto Wärme und Qualität locker mit Daunen auf. Wer auf Daunen nicht verzichten kann, kann sich vor dem Einkauf direkt im Geschäft oder im Internet über Marken und Händler informieren. Das Siegel „Responsible Down Standard (RDS)“ schließt zumindest Lebendrupf und Stopfmast aus. Fest steht allerdings auch: Kein Daunen-Zertifikat ist wirklich ausreichend. 

Informationen und Alternativen zu tierischen Materialien

Informationen und Alternativen zu tierischen Materialien:

Informationen rund um Textilien und Tierschutz bietet der Markenkompass von VIER PFOTEN. Aber ohne Zweifel ist ein Kleiderschrank ohne tierische Materialien die tierfreundlichste Alternative, denn auch Tierwohllabels können Tierleid nie zu 100 Prozent ausschließen. Heute gibt es mehr nachhaltige und tierfreie Materialien als je zuvor:

Wollalternativen: 

Recyceltes Acryl – hergestellt aus recyceltem Kunststoff. Dies ist der am häufigsten verwendete Stoff, der als Alternative zu Wolle eingesetzt wird. Recyceltes Polyester – hergestellt aus recycelten Plastikflaschen. Ebenfalls weit verbreitet und benötigt nur 30 Prozent der Energie, die Polyester benötigt. Bio-Baumwolle – diese wird ohne Verwendung schädlicher synthetischer Chemikalien oder Zusatzstoffe hergestellt. Ebenfalls bietet sich TENCEL™ Lyocell-Faser an – hergestellt aus Holz. Die Faser wird in einem umweltfreundlichen Verfahren hergestellt und ist biologisch abbaubar und wiederverwertbar. Auch sogenannte „Next-gen-Materialien“ sind eine Alternative. Dazu gehören Materialien aus Kokosnuss- und Hanfabfällen (z. B. Spinnova) oder aus der Calotropis-Pflanze und regenerativer Baumwolle (z. B. WEGANWOOL).

Daunenalternativen:

Auf dem Markt gibt es bereits viele etablierte Alternativen wie PrimaLoft® oder recyceltes Polyester. Ebenso empfehlenswert sind pflanzliche Daunenalternativen wie zum Beispiel Tencel™ (Lyocell) (siehe oben) oder Kapok. Kapok ist eine Hohlfaser aus den Schalen des tropischen Kapokbaums, die zu 80 Prozent aus Luft besteht und von Natur aus mit einer wasserabweisenden Wachsschicht überzogen ist.

Lederalternativen:

Neben dem aus Kunststoff bestehenden Kunstleder gibt es heute auch viele pflanzliche Lederalternativen, z. B. Ananasleder, Apfelleder oder Pilzleder. Ananasleder: Die Ananasblätter bleiben bei der Ernte übrig und sind ähnlich stabil wie Leder – aber deutlich ökologischer und tierfreundlicher. Apfelleder: Diese Alternative wird zum Teil aus dem Obst-Trester der Apfelsaft-Hersteller gewonnen, die andere Hälfte ist Polyurethan (PU). Pilzleder: Dieses „Leder“ entsteht aus Pilzen, die auf forstwirtschaftlichen Abfällen wie Sägemehl heranwachsen. Die benötigten Pilze lassen sich in kürzester Zeit anpflanzen und züchten. So entsteht ein Material, das Rindsleder ähnelt – nur eben tierfreundlich.

Pelzalternativen: 

Hersteller wie Biofluff, Ecopel oder Biofur bieten heute Kunstpelz auf Pflanzenbasis oder mit hohem Recyclinganteil an, womit sich negative Umweltwirkungen vermeiden oder zumindest senken lassen. Verbraucher:innen sollten sich allerdings bewusst machen, dass mit dem Kauf vom Fake Fur das Risiko einher geht, auch echten Pelz wieder salonfähiger zu machen.

Gerne stehen Ihnen unsere Expert:innen für ein Interview oder nähere Informationen zum Thema „Wintermode ohne Tierleid“ zur Verfügung.

 

Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier.

Einen Ratgeber zum Thema Stricken finden Sie hier

Tobias Udave

Pressesprecher für Heimtiere

presse-d@vier-pfoten.org

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

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