Tierqual für Merinowolle: Bei der Lämmerverstümmelung, auch bekannt als ‚Mulesing‘, werden Lämmern im Alter von zwei bis zwölf Wochen große Hautstreifen vom Hinterteil ohne angemessenes Schmerzmittel abgeschnitten.

Millionen Lämmer werden für die Produktion von Merinowolle verstümmelt

Die Wollindustrie hatte bereits vor zwanzig Jahren angekündigt, aus der Lämmerverstümmelung, dem sogenannten ‚Mulesing‘, auszusteigen 

17.10.2024

Hamburg, 17. Oktober 2024 – In Deutschland vertriebene Merinowolle kommt mehrheitlich aus Australien. Unter welchen grausamen Bedingungen diese Wolle produziert wird, zeigt jetzt ein neuer Bericht von VIER PFOTEN in Zusammenarbeit mit den australischen Tierschutzorganisationen Humane Society International Australia und Australian Alliance for Animals: Millionen von Merino-Lämmer werden für die australische Wollproduktion verstümmelt, und das, obwohl die australische Wollindustrie bereits 2004 angekündigt hatte, die Praxis des sogenannten ‚Mulesing‘ endgültig zu beenden.

Bei der Lämmerverstümmelung, dem sogenannten Mulesing, werden Merino-Lämmern ohne Betäubung große Hautstreifen am Gesäß weggeschnitten, um einen Befall mit Fliegenmaden zu verhindern. 

„Pro Jahr werden in Australien zehn Millionen Lämmer ohne Betäubung verstümmelt! Die Schmerzen halten tagelang an, die Wunden brauchen Wochen, um zu verheilen. Zusammengenommen würden alle abgetrennten Hautstücke von Lämmern für die Wollproduktion der letzten zwanzig Jahre rund zweihundert Fußballfelder bedecken, eine unvorstellbare Menge, wenn man die Tierqual dahinter sieht.“

Leon Rein, Kampagnenverantwortlicher für Tierwohl in der Mode bei VIER PFOTEN

Mit der Kampagne Gebt Lämmern eure Stimme appelliert VIER PFOTEN an die australische Politik, die Verstümmelung von Lämmern endlich zu verbieten. Unterstützt wird die Tierschutzorganisation dabei von internationalen Stars wie der australischen Schauspielerin Danielle Macdonald und dem US-Schauspieler Scott Evans sowie dem britisch-österreichischen Schauspieler und Drehbuchautor Stephen Frey.

Die Industrie kündigte einen Ausstieg an, der nie vollzogen wurde

Im Jahr 2004 hatten führende Vertreter der australischen Wollindustrie angekündigt, die sogenannte Lämmerverstümmelung bis 2010 abzuschaffen. Ein Jahr vor dem Auslaufen der Frist ruderte die Industrie trotz schmerzfreier Alternativen zurück. Der jetzt veröffentlichte Markenkompass von VIER PFOTEN zeigt: Immer mehr internationale Modemarken verpflichten sich, nur zertifizierte Wolle, für die keine Lämmer verstümmelt wurden, zu verwenden. Zehn der einhundert beliebtesten Modemarken in Deutschland verwenden bereits zu einhundert Prozent zertifizierte Wolle, bei der der Einsatz von Lämmerverstümmelung ausgeschlossen ist. Und 61 von 100 Modeunternehmen haben sich verpflichtet, bis spätestens 2030 vollständig auf lämmerverstümmelungsfreie Wolle umzusteigen. Auch die Anzahl von Wollproduzenten, die auf Fliegenmaden-resistente Schaf-Rassen setzen, ist mittlerweile auf über viertausend gestiegen.

„Zwanzig Jahre Lippenbekenntnisse der Industrie sind genug. Wir können nicht zulassen, dass Millionen Lämmer weiterhin für Merinowolle leiden müssen. Wir fordern daher von der australischen Politik ein Verbot der tierquälerischen Lämmerverstümmelung und einen Ausstieg der Industrie bis spätestens 2030“, sagt Leon Rein.

Fehlender Schutz für Wildtiere in Deutschland

Löwen sind unter den Großkatzen die sozialsten Tiere und leben in Rudeln mit bis zu 30 erwachsenen Tieren und deren Nachwuchs auf einem Territorium von mehreren Hundert Quadratkilometern. Dies steht im krassen Gegensatz zu den grausamen Bedingungen in Zirkussen, die den natürlichen Bedürfnissen dieser sensiblen Tierart nicht gerecht werden. Während mehrere europäische, mittel- und südamerikanische Länder die Haltung von Wildtieren in Zirkussen bereits verboten oder eingeschränkt haben, ist sie in anderen Ländern noch legal. In Deutschland können Großkatzen von Zirkussen immer noch legal in Innengehegen von nur 12m² gehalten und in engen Waggons (bis zu fünf Tiere auf 24m²) 20 Stunden lang transportiert werden. VIER PFOTEN fordert die Bundestagsabgeordneten auf, mit dem neuen Tierschutzgesetz, das sich derzeit in der Verabschiedung befindet, Wildtiere komplett aus Zirkussen zu verbannen.

Hintergrund

Australien ist der weltweit größte Wollproduzent, der 70 Prozent der in der globalen Modeindustrie verwendeten Wolle für Bekleidung und einundachtzig Prozent der weltweit produzierten feinen Merinowolle erzeugt. Bei der Lämmerverstümmelung, auch bekannt als ‚Mulesing‘, werden Lämmern im Alter von zwei bis zwölf Wochen noch immer große Hautstreifen vom Hinterteil ohne angemessenes Schmerzmittel abgeschnitten, obwohl die Alternative, Fliegenmaden-resistente Merinoschafe zu züchten, bereits lange erfolgreich erprobt ist.

Das weltweite Engagement von Modeunternehmen gegen Lämmerverstümmelung gewinnt zunehmend an Dynamik. Mehr als dreihundert Unternehmen haben sich öffentlich zu zertifizierter ‚Mulesing'-freier Wolle verpflichtet, neunzig internationale Unternehmen haben die Absichtserklärung von VIER PFOTEN unterzeichnet, darunter Hugo Boss, Adidas und Mango. Diese Marken setzen sich nicht nur für eine Zukunft ohne Lämmerverstümmelung ein, sondern fordern die australische Wollindustrie und die Regierung auf, diese Praxis bis 2030 zu beenden. 

Den VIER PFOTEN Bericht können Sie hier downloaden.

Das Video zur Kampagne „Gebt Lämmern eure Stimme“ finden Sie hier.

Susanne von Pölnitz

Pressesprecherin Wildtiere

presse-d@vier-pfoten.org

+49 152 020 170 68

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

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