Symbolbild: Rinder in einem Tiertransporter

Strafanzeige wegen Tiertransport aus Brandenburg in die Türkei

Nach wochenlangem Martyrium und Tod von 69 Rindern aus Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen: Anzeige gegen Veterinäramt, Organisatoren und Transporteure

18.10.2024

Hamburg, 18. Oktober 2024 – Aufgrund des Verdachts der Beihilfe zur Tierquälerei bei einem Lebendtiertransport aus Brandenburg mit dem Ziel Türkei hat die Tierschutzorganisation VIER PFOTEN heute Strafanzeige gegen das für die Abfertigung zuständige Veterinäramt sowie die verantwortlich handelnden Transporteure und Organisatoren erstattet. Nach Ansicht der globalen Stiftung für Tierschutz wurde in dem angezeigten Fall der Lebendtiertransport rechtswidrig genehmigt.

69 schwangere Jungrinder aus Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen eines Tiertransports wurden getötet, nachdem ein Transporter mit den Tieren Mitte September aus einer Region in Brandenburg gestartet war, die in einer Blauzungenkrankheits-Zone liegt. Die Tiere wurden zwar negativ auf die Krankheit getestet, steckten aber dennoch vier Wochen im bulgarisch-türkischen Grenzgebiet auf türkischer Seite fest. Erst nach einem schier endlosen Siechtum mit bereits vollkommen ausgezehrten, teils verstorbenen Tieren und neugeborenen Kälbern inmitten von knöcheltiefem Kot und Urin wurden die verbliebenen Tiere am Ende im grenznahen Schlachthof in Edirne geschlachtet. Dies geschieht in der Türkei ohne Betäubung. Die Föten im Leib des Muttertieres ersticken in der Regel, wenn hochträchtige Tiere geschlachtet werden. Die auf dem Lkw verendeten Tiere wurden nach Informationen der Organisation Animals Angels zur Müllkippe gebracht.

Özdemir blieb untätig - Bundestag jetzt in der Verantwortung

Nach Ansicht von VIER PFOTEN hätte dieser Transport niemals abgefertigt werden dürfen.

„Es ist von den Veterinärbehörden unverantwortlich, trotz der grassierenden Blauzungenkrankheit Tiere ins Ausland transportieren zu lassen. Da Deutschland seinen Status der Freiheit der Seuche seit August 2024 verloren hat, muss man damit rechnen, dass Drittstaaten Tiere ablehnen.“

Ina Müller-Arnke, Expertin für Tiere in der Landwirtschaft bei der globalen Tierschutzstiftung VIER PFOTEN

Die globale Tierschutzstiftung sieht nicht nur die an dem Vorfall Beteiligten, sondern auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir in der Verantwortung: „Wir stellen Strafanzeige gegen die an diesem skandalösen Transport Beteiligten, da die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden müssen – doch nicht nur sie tragen die Verantwortung, sondern auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Seit Jahren drängen wir beim Bundeslandwirtschaftsministerium darauf, nationale Transporte in Drittstaaten wie die Türkei zu verbieten. Doch obwohl mehrere juristische Gutachten inzwischen bestätigen, dass solch ein Verbot nicht nur rechtlich möglich, sondern sogar geboten ist, blieb Özdemir untätig. Auch die aktuelle Tierschutzgesetznovelle wäre für ihn eine Möglichkeit gewesen, ein entsprechendes Verbot voranzutreiben. Doch der Minister setzte kein entsprechendes Verbot in den Entwurf. Er ist also mitschuldig an diesem Desaster“, so Ina Müller-Arnke.

VIER PFOTEN erkennt noch eine Chance, bei der Tierschutzgesetznovelle, die aktuell im Bundestag verhandelt wird, ein Verbot mit aufzunehmen. „Jetzt ist die Zeit, das Blatt im Bundestag zu wenden: Wir appellieren mit aller Vehemenz an die zuständigen Abgeordneten von SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP, das besonders grausame Drama an der bulgarisch/türkischen Grenze zum Anlass zu nehmen, ein nationales Verbot der Transporte in Drittstaaten mit in die Tierschutzgesetznovelle aufzunehmen. Wir brauchen keine bedauernden Worte, sondern endlich ein bundesweites Verbot, um solche vom Menschen provozierten Grausamkeiten ein für alle Mal zu verhindern. Leidensfähige Tiere dürfen nicht weiter mit ihrem Leben für die  Ignoranz und Profitgier des Menschen zahlen“, sagt Ina Müller-Arnke.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier

Oliver Windhorst

Pressesprecher für Tiere in der Landwirtschaft

presse-d@vier-pfoten.org

+49 151 183 515 30

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Lübecker Straße 128, 22087 Hamburg

VIER PFOTEN ist die weltweite Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Leiden aufdeckt, Tiere in Not rettet und sie schützt. Gegründet 1988 in Wien von Heli Dungler und Freunden, setzt sich die Organisation für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Empathie und Verständnis begegnen. Die nachhaltigen Kampagnen und Projekte von VIER PFOTEN konzentrieren sich auf Haustiere wie streunende Hunde und Katzen, Nutztiere und Wildtiere - wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans - in unangemessener Haltung sowie in Katastrophen- und Konfliktgebieten. Mit Büros in Australien, Österreich, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Kosovo, den Niederlanden, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, Großbritannien, den USA und Vietnam sowie Auffangstationen für gerettete Tiere in elf Ländern bietet VIER PFOTEN schnelle Hilfe und langfristige Lösungen. 

www.vier-pfoten.de

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