Der Luchs in Deutschland

Geschichtliche Hintergründe und aktueller Stand

28.10.2021

Verbreitungsgebiet der Luchse

Eurasische Luchse waren einst von den Pyrenäen bis zur asiatischen Pazifikküste verbreitet. In Mitteleuropa zählten sie neben Bären und Wölfen zu den großen Fleischfressern. Doch im 19. Jahrhundert wurden die heimlichen Waldbewohner beinahe in ganz Europa ausgerottet. Die Menschen rückten immer weiter in den Lebensraum der Tiere vor und erlegten Rehe, Rotwild und Wildschweine – die typische Beute des Eurasischen Luchses. 

Durch den Mangel an Nahrung waren die Raubkatzen gezwungen auf andere Beutetiere wie Ziegen und Schafe auszuweichen. Weil die Menschen ihr Nutzvieh schützen wollten, wurde Jagd auf Luchse gemacht. Mit fatalen Folgen: 1833 wurde der letzte Luchs im Fichtelgebirge getötet, 1846 wurde im Bayerischen Wald das letzte Exemplar erlegt. 1897 war der Eurasische Luchs im gesamten Alpenraum verschwunden. Nur noch in vereinzelten Gebieten Osteuropas, Russlands und in Skandinavien konnten Luchspopulationen bestehen. Heute gilt die Spezies im Bundesnaturschutzgesetz und Bundesartenschutzverordnung als besonders geschützte Art.

Leise Rückkehr nach Deutschland

Viele Jahre wurde Europas größte Wildkatze nicht in freier Wildbahn gesichtet. Doch seit einigen Jahren, dank erfolgreicher Ansiedlungsprojekte wie dem EU LIFE Luchs Projekt, kehrt der Eurasische Luchs zurück. Zwischen 1983 und 1993 konnten 21 Luchse in den französischen Süd- und Mittelvogesen erfolgreich ausgewildert werden. Infolgedessen gab es gegen Ende der 1990 Jahre wiederholte Sichtungen auch in Deutschland, weshalb bereits seit 1999 im Pfälzerwald ein Luchsmonitoring besteht.

Schon seit mehr als 50 Jahren gibt es Anstrengungen den Eurasischen Luchs wieder in deutschen Wäldern anzusiedeln. 1970 wurden die ersten sieben Tiere im Bayerischen Wald freigelassen. Bis 1989 wurden im benachbarten tschechischen Nationalpark Šumava 18 weitere Luchse ausgewildert. Mittlerweile streifen wieder etwa 120 bis 140 Eurasische Luchse durch das böhmisch-bayerisch-österreichische Waldgebiet. Im Harz existiert bislang Deutschlands größte Luchspopulation, mit 137 Tieren. Nachwuchs wurde bereits in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Hessen und Thüringen beobachtet. Ein positiver Trend, doch für ein dauerhaftes Überleben der Luchse ist die Anzahl noch zu gering.

Um die Luchspopulation in Deutschland zu stärken, soll die größte Kleinkatze Europas nun dauerhaft auch in Rheinland-Pfalz wieder sesshaft werden. Das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen bietet geeigneten Lebensraum für ungefähr 45 selbständige Luchse. In dem rund 3.000 km² großen zusammenhängenden Waldgebiet finden die Beutegreifer ausreichend Nahrung, Deckung, Höhlen und Rückzugsgebiete.

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